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American Beauty



Land: USA
Laufzeit: 122 Minuten
FSK: 16
Starttermin: 20. Januar 2000

Genre: Tragische Satire

Regie: Sam Mendes
Drehbuch: Alan Ball
Darsteller: Kevin Spacey, Annette Bening, Thora Birch, Mena Suvari, Wes Bentley, Chris Cooper, Peter Gallagher, Allison Janney, Scott Bakula, Sam Robards
Kamera: Conrad Hall
Schnitt: Tariq Anwar, Christopher Greenbury
Musik: Thomas Newman








Willkommen im Leben von Lester Burnham (Kevin Spacey), einem ganz normalen amerikanischen Bürger, der es mit harter Arbeit zu etwas gebracht hat: Frau Carolyn (Annette Bening), Tochter Jane (Thora Birch), schönes Haus. Bei genauerem Hinsehen offenbart sich jedoch ein vollkommen anderes Bild. Seine Ehe gleicht einem einzigen Scherbenhaufen und die Beziehung zu seiner Tochter wird gekennzeichnet durch gegenseitiges Anschweigen und notgedrungenen Smalltalk. Kurzum: Für seine Familie ist er ein Versager. Und nicht zuletzt, weil er sich dessen völlig bewusst ist, geht er von Grund auf pessimistisch in jeden neuen Tag. Zu allem Übel steht er nun auch noch kurz vor der Entlassung in dem Job, den er seit 14 Jahren ausübt. An jenem Tag, an dem er, nicht wirklich aus eigenem Willen, Janes Auftritt als Cheerleader bestaunt, ändert sich jedoch sein Leben.

Lester fühlt sich auf der Stelle zu Janes Freundin Angela (Mena Suvari) hingezogen und krempelt sein Leben gewaltig um. Die Bekanntschaft mit Ricky (Wes Bentley), dem neuen Nachbarsjungen, bringt zusätzlich neuen Schwung in sein Leben. Der erst 18jährige Drogendealer versorgt ihn von nun an mit Joints. Um Angela zu gefallen, versucht er sich in Form zu bringen, indem er sein Krafttraining wieder beginnt und erpresst mal eben noch seinen Chef um ein Jahresgehalt. Mit Carolyn führt er einen wahren Psycho-Krieg darum, wem es besser gelingt, die Belastung durch diese kaputte Ehe zu verbergen, weiß jedoch zunächst nicht, dass ihn seine Frau mit dem Immobilienkönig Buddy Kane (Peter Gallagher) betrügt.

"American Beauty" war der Oscar-Abräumer des Jahres 2000. Beste Regie (Sam Mendes), beste Kamera (Conrad Hall), bester Hauptdarsteller (Kevin Spacey), bestes Drehbuch (Alan Ball) und - na klar - bester Film. Alle diese Entscheidungen erscheinen nachvollziehbar, die Auszeichnung Kevin Spaceys als besten Hauptdarsteller ist jedoch unausweichlich. "Brillant" würde schon genügen, die Leistung Spaceys allerdings nicht so recht würdigen. Ihm gelingt einfach alles in diesem Film hervorragend: Mal darf er den Zyniker spielen, dann den Versager, der sich bis auf die Knochen blamiert, aber eben auch den Lester, der sein bisheriges Leben auf den Kopf stellt. Die Leistung Spaceys bleibt unerreicht, jedoch tummeln sich jede Menge anderer toller Schauspieler in diesem wunderbaren Film.

In erster Linie ist natürlich Annette Bening zu erwähnen, die Lesters völlig frustrierte Frau spielt, mit der Affäre ihr Leben dann jedoch ebenfalls in eine andere Bahn lenkt. Wes Bentley verkörpert Ricky, den Drogendealer, der eine Art Beziehung mit Jane eingeht, zunächst geistig etwas verwirrt erscheint, sich später jedoch als ein Charakter erweist, der dazu in der Lage ist, die Sympathien auf ihn zu lenken. An den Darbietungen von Thora Birch und Mena Suvari lässt sich ebenfalls nicht das Geringste aussetzen. Wirklich erwähnenswert wäre jedoch zu guter letzt Chris Cooper. Er spielt den aggressiven, "Schwuchteln" hassenden Bilderbuch-Patrioten, der seine gesamte Familie dirigiert und besonders seine Frau Barbara (Allison Janney) damit schon in den Wahnsinn getrieben hat.

Ein Film also, der äußerst interessante Charaktere bietet, deren Besinnung und inneres Erscheinungsbild sich im Filmverlauf teilweise sehr überraschend ändert. Eine eindeutige Einordnung in ein bestimmtes Genre ist hierbei nicht möglich. Zu großen Teilen haben wir es natürlich mit einer Satire zu tun; einer Satire, die mit unglaublichem Zynismus und einer alles andere als heilen amerikanischen Welt glänzt. Im Hintergrund läuft jedoch parallel dazu eine Tragödie ab, der es regelmäßig gelingt, in den Vordergrund zu treten. Deswegen geht in manchen Situationen Seltsames vor sich: Während man noch lacht, wird man sich der eigentlichen Unmenschlichkeit der Situation bewusst. Gegen Ende hin verschwinden endgültig alle satirischen Elemente und die Stimmung kippt total ins Negative. Freundschaften wie Ehen gehen endgültig zu Bruch, Väter verprügeln ihre Söhne, das unausweichliche, schon zu Filmbeginn angekündigte Finale rückt unaufhaltsam näher, wird zu einer wahren Qual. Die finale Auflösung hätte man sich jedoch sparen sollen. Ein offenes Ende, egal wie dieses letztendlich ausgesehen hätte, wäre der Atmosphäre zweifelsfrei dienlicher gewesen.

Zu ändern ist das leider nicht mehr, ein großartiger Film ist "American Beauty" auch trotz dieses Mängels. Ein bisschen Leerlauf ist zwar auch vorhanden, doch trotzdem zieht der Film seine Zuschauer von der ersten Sekunde an in seinen Bann und lässt ihn bis zu seinem bitteren Ende, sogar ein bisschen darüber hinaus, nicht mehr los. Hervorragende Schauspieler treffen hier auf ein intelligentes, zynisches, überraschendes Drehbuch und eine eigentlich eher unauffällige Regie, deren Macht vielleicht gerade darin liegt. Also, wunschlos glückliche Familienväter, die in einer völlig heilen Welt leben, sollten sich dieses Werk vielleicht nicht ansehen, "American Beauty" ist gelegentlich abgrundtief böse, teuflisch fies, einfach sehenswert.



Note: 1-



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