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Casino Royale



Land: USA
Laufzeit: 145 Minuten
FSK: 12
Starttermin: 23. November 2006

Genre: Action-Thriller

Regie: Martin Campbell
Drehbuch: Paul Haggis, Neal Purvis, Robert Wade
Darsteller: Daniel Craig, Eva Green, Mads Mikkelsen, Jeffrey Wright, Dame Judi Dench, Giancarlo Giannini, Caterina Murino, Simon Abkarian, Jesper Christensen, Ivana Milicevic, Tobias Menzies, Sebastien Foucan, Ade, Urbano Barberini, Tsai Chin, Charly Levi Leroy, Lazar Ristovski, Tom So, Veruschka Gräfin Lehndorff, Daniel Andreas, Ludger Pistor, Richard Sammel, Jürgen Tarrach
Kamera: Phil Meheux
Schnitt: Stuart Baird
Musik: David Arnold








Nach der mit vier Jahren ungewöhnlich langen Pause steht mit "Casino Royale" nun endlich der neue "Bond"-Film an - sicherlich einer der meist erwarteten überhaupt. Neuer Bond, neues Konzept, neuer Weg - ja, "Casino Royale" markiert tatsächlich so etwas wie einen Neuanfang. Mission geglückt? Definitiv.

Inhaltlich spielt "Casino Royale" vor allen anderen "Bond"-Filmen. Der berühmteste Agent der Welt (Daniel Craig) muss sich seinen 007-Status erst noch erarbeiten - in Form zweier erfolgreicher Liquidierungen. In seinem ersten großen Auftrag als Doppel-Null-Agent heftet er sich an die Fersen von "Le Chiffre" (Mads Mikkelsen); ein Gauner, der zur Abwechslung mal nicht die Weltherrschaft im Auge hat, sondern "lediglich" das Geld von Terroristen verwaltet und damit an der Börse spekuliert. Dumm nur, dass das in die Hose geht und er nun dringend an viel Geld kommen muss - sonst könnte es für ihn ungemütlich werden. Aus diesem Grund veranstaltet er in Montenegro ein Poker-Spiel mit hohen Einsätzen, an dem auch Bond teilnimmt, der beste Spieler des britischen Geheimdienstes. Sein simpler Auftrag: Dafür zu sorgen, dass "Le Chiffre", selbst ein überaus gerissener Spieler, nicht gewinnt, um ihn somit direkt in die schützenden Arme des britischen Geheimdienstes zu treiben.

Bond, "M", der Schurke, die Girls - nicht alles Altbewährte wurde ersatzlos gestrichen, doch viel mehr als das ist dann eigentlich auch nicht mehr übrig geblieben. "Q" (und die damit einhergehenden technischen Spielereien) oder Miss Moneypenny sucht man ebenso vergeblich wie übertriebene Non-Stop-Action oder einen Schurken mit Weltherrschafts-Allüren. Der neue "Bond" ist härter und realistischer als seine unmittelbaren Vorgänger.

Während sich die Action vor einigen Jahren noch über unsichtbare, Raketenschießende Autos definierte, ist nun fast alles handgemacht - und das im doppelten Sinne. Schießereien aus fahrenden Autos und Explosionen gehören zwar nicht ganz der Vergangenheit an, rücken aber eindeutig in den Hintergrund. Im Fokus steht nun vielmehr der gute alte Kampf "Mann gegen Mann". Statt auf Computereffekt-Orgien trifft man nun auf ausgeklügelte Kampf-Choreographien, die zwar keine neuen Maßstäbe setzen, aber allemal nett anzuschauen sind. Vor allem entbehren sie sicherlich nicht einer gewissen Spannung. Die wohl beste Szene hat es gleich in die Anfangsminuten geschafft, wenn Bond eine Gazelle in Menschengestalt über eine Baustelle hetzt. Die Action ist gut und teilweise richtig dreckig. Sogar brutal und zwar an zwei Stellen: Bonds erster Auftragsmord und eine sehr unangenehme Folter-Szene. Aber weiter im Kontext...

Der neue "Bond" überrascht mit einem Bösewicht, der ausnahmsweise mal nicht vom Größenwahn befallen ist. Nein, ganz im Gegenteilt: "Le Chiffre" ist alles andere als ein Super-Schurke, sondern steht selbst unmittelbar vor der Eliminierung durch Terroristen, die das Vertrauen in ihn verloren haben. Das auch mal für den Gauner sehr viel auf dem Spiel steht und nicht nur für den Geheimagenten, sorgt nicht nur für Abwechslung, sondern auch zusätzliche Spannung. Immer noch zum "Bond"-Stammpersonal gehören natürlich die Girls, die unterschiedliche Aufgaben erfüllen. Während Caterina Murinos Solange nichts weiter als eine Gespielin Bonds ist, erweist sich die von Eva Green verkörperte Vesper Lynd als überaus tough. Die Wortduelle, wenn sie beispielsweise jeweils den anderen analysieren, machen einen Großteil des auch in diesem "Bond"-Abenteuer nicht zu kurz kommenden Humors aus. Vesper ist Bond teilweise überlegen, erkennt sein übergroßes Ego - und das macht die ganze Angelegenheit so interessant.

Ganz frei von Schwächen ist jedoch auch "Casino Royale" nicht. Die im Vergleich zu Vorgängern deutlich bodenständigere Action verliert trotzdem das eine oder andere Mal den Bezug zur Realität. Die Story ist zwar angenehm komplex und wendungsreich, im Nachhinein betrachtet an der einen oder anderen Stelle jedoch nicht ganz logisch. Den wohl größten Schwachpunkt stellen die Liebes-Szenen zwischen Bond und Vesper dar, die zwischen humorvoll-romantisch und leider auch kitschig-peinlich schwanken.

Tja, fehlt eigentlich nur noch eine Beurteilung des Mannes, dem schon im Vorfeld Bond-Untauglichkeit attestiert wurde: Daniel Craig (Nachname bitte auch "Craig" aussprechen und nicht "Crack"). Eigentlich stand außer Frage, dass er eine überzeugende Performance abliefert. Es ist doch die typische Geschichte: Der Mann, der von der Presse verhöhnt wurde, zeigt es am Ende doch allen. Craig gibt einen coolen Bond ab, jedoch auch ungewöhnlich verletzlich. So viel Prügel wie in diesem Film hat er vermutlich in sämtlichen Vorgängerteilen zusammen nicht einstecken müssen. Einzige Kritik: Craig wirkt manchmal einfach zu cool, so dass es schon unnatürlich wirkt. Das ist aber nichts, was sich im nächsten Film nicht abstellen ließe. Nur positive Worte lassen sich über Craigs Kollegen Mads Mikkelsen finden. Dass sowohl Fans als auch Kritiker eine sehr ausdruckslose Darbietung seinerseits gesehen haben wollen, ist unverständlich. Mikkelsen schafft mit seinem unterkühlten Spiel, seinem eiskalten Blick den perfekten Bösewicht. Um zu verstehen, dass dies die Interpretation seines Charakters ist und keine fehlende Ausdruckskraft, muss man sich nur mal beispielsweise "Adams Äpfel" ansehen - man wird ihn kaum wiedererkennen. Ach ja, auch Eva Green hinterlässt einen in jeder Hinsicht guten Eindruck.

Der eindeutige Beweis, dass "Casino Royale" mit "Bond"-Traditionen bricht, ist die Antwort von James auf die Frage, ob er seinen Martini gerührt oder geschüttelt bevorzugt - welche ich natürlich nicht vorweg nehmen werde. Der neuste Beitrag zu dieser erfolgreichen Film-Reihe überrascht nicht nur mit recht spärlich eingesetzter, dafür aber umso wirkungsvollerer Action, einem "Bond"-Girl auf Augenhöhe, stärkerem Realismus und intensiverer Härte, sondern auch einer recht ungewöhnlichen Dramaturgie, indem es die meisten Action-Szenen vorweg nimmt und an den Schluss viele Scheinbar-Enden setzt. Ein Neustart mit Kinderkrankheiten. Das Einspielergebnis scheint zu stimmen, also darf man darauf hoffen, dass die Macher dieser Linie treu bleiben. Vielleicht steht dann 2008, ebenfalls mit Daniel Craig, ein noch besserer "Bond" an.



Note: 2+



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