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Fluch der Karibik



Land: USA
Laufzeit: 143 Minuten
FSK: 12
Starttermin: 2. September 2003

Genre: Fantasy-Abenteuer

Regie: Gore Verbinski
Drehbuch: Ted Elliott, Terry Rossio
Darsteller: Johnny Depp, Orlando Bloom, Keira Knightley, Geoffrey Rush, Jack Davenport, Kevin McNally, Zoe Saldana, Jonathan Pryce, Treva Etienne, David Bailie, Lee Arenberg, Mackenzie Crook, Trevor Goddard, Isaac C. Singleton jr., Brye Cooper
Kamera: Dariusz Wolski
Schnitt: Craig Wood, Stephen Rivkin, Arthur Schmidt
Musik: Klaus Badelt








Im Jahre 2003 durfte sich "Fluch der Karibik" gemeinsam mit den jeweils dritten Teilen von "Herr der Ringe" und "Harry Potter" um die Titel der beliebtesten und erfolgreichsten Filme des Jahres streiten. Egal, wo man sucht, das Abenteuer-Spektakel wurde überall positiv aufgenommen. So warfen beispielsweise selbst "Mainstream"-feindlichste Kritiker ihre Bedenken über Bord und attestierten ihm einen hohen Unterhaltungswert. Noch überschwänglicher die Reaktion des Publikums: Knapp sechs Millionen Kinobesucher in Deutschland und ein Einspielergebnis von mehr als 300 000 Millionen Dollar allein in den USA sprechen eine eigene Sprache. Hinzu kommen fünf Oscar-Nominierungen und gut 30 Preise, die bei diversen Festivals und Verleihungen eingeheimst werden konnten. Bei allem Respekt stellt sich mir in Anbetracht dieser Tatsachen die Frage: Hat nahezu die gesamte Menschheit einen anderen Film gesehen als ich?

Wo fangen wir am Besten an… Es war einmal eine Bande von Piraten. Die waren alle ziemlich gierig und schnappten sich einen Schatz, den sie auf einer Insel gefunden haben. Dumm nur, dass dieser verflucht war und die Piraten nun weder tot, noch wirklich lebendig sind. Indem sie die Schätze wieder zurück bringen, hoffen sie, sich von dem Fluch befreien zu können, jedoch fehlt ein Teil, ein Medaillon. Sie segeln also los und entführen die Person, die jenes Teil an sich trägt. Dumm nur, dass es sich dabei um die Gouverneurstochter Elizabeth Swann (Keira Knightley) handelt, die natürlich sehr schnell vermisst wird. Will Turner (Orlando Bloom), der als kleiner Junge mal von ihr auf hoher See aufgegabelt wurde, beschließt, sich umgehend auf die Suche nach ihr zu begeben. Der - zumindest nach eigener Aussage - berüchtigte Pirat Jack Sparrow soll ihm dabei behilflich sein; im Gegenzug befreit Will ihn aus dem Gefängnis und rettet ihn somit vorläufig vor dem Galgen. Schnell noch ein Schiff gekartert und schon kann die Rettungsaktion beginnen.

Das mag ja alles noch nicht so tragisch klingen, doch der Teufel steckt in den Details. So ist das Drehbuch, verfasst von Ted Elliott und Terry Rossio ein großes Ärgernis, bestehend aus Zufällen, Ungereimtheiten und jeder Menge sich stellenden Fragen. Es beginnt schon damit, dass die Piraten scheinbar zufällig in genau der Stadt aufkreuzen, in der sich das Objekt der Begierde befindet. Vielleicht hat ihnen das Medaillon auch ein Zeichen zukommen lassen, aber das wäre ja noch dämlicher als wenn ihr Auftauchen auf einem Zufall beruhen würde. Nachdem Elizabeth an Bord gebracht wurde, will sie ihren wahren Nachnamen verheimlichen und gibt sich als "Elizabeth Turner" aus. Jeder andere Name und die Piraten wären nicht mit ihr davon gesaust, doch Turner hieß auch einer der verfluchten Piraten und so nehmen sie an, dass es sich um seine Tochter handelt. Doch um Leuchten handelt es sich bei ihnen nicht, sonst wäre ihnen wohl aufgefallen, dass es sich bei der Gouverneurstochter nicht gleichzeitig um eine Piratentochter handeln kann - was soll's. Glück für die Piraten, dass sich der echte Turner auf die Suche nach Elizabeth begibt und sich freiwillig zu erkennen gibt. So wirklich offensichtlich ist auch der Grund nicht, warum die Piraten unbedingt von ihrem Fluch erlöst werden wollen, denn jedes Mal, wenn man sie sieht, scheinen sie an ihrem Status der Unsterblichkeit Freude zu haben.

Weitere Beispiele für Ärgernisse: Jack und Will brauchen zur Verfolgung der Piraten ein Schiff, das sie nicht haben. Wie genau sie sich eins besorgen, möchte ich nicht verraten, schließlich werden es wohl viele für clever und witzig halten. Meiner Meinung nach ist beides nicht zutreffend. Wie so oft im Filmverlauf hat man hier das Gefühl, dass den Autoren für die Lösung eines Problems nicht wirklich etwas eingefallen ist. Warum sich so viele Kritiker und Zuschauer mit dem zufrieden geben, was ihnen eingefallen ist - ich kann es nicht verstehen. Genau so verhält es sich auch mit dem Ende des Films, denn irgendwie müssen die bösen Piraten ja schließlich besiegt werden. Ohne zu viel zu verraten: Der Fluch scheint sich auf Menschen unterschiedlich auszuwirken, denn bei den einen sind die während der Unsterblichkeit erlangten Wunden ohne jegliche Bedeutung und bei anderen ziehen sie später plötzlich Folgen nach sich. Ein Großteil der Ungereimtheiten ereignet sich während der zweiten Filmhälfte und die teilweise tollen Paradebeispiele zu nennen, ist leider nicht möglich, ohne noch mehr von der Handlung zu verraten.

Enttäuschend ebenfalls, dass der Film unglaublich unkomisch ist. Wenn überhaupt vorhanden, sind die Gags schon weit im Voraus zu erahnen. Okay, der eine oder andere Schmunzler ist dabei, aber das ist schon ein bisschen wenig. Und Johnny Depp als tuntiger Pirat? Sorry, aber diese Rolle hätte er ganz einfach ablehnen sollen. Er stellt die Rolle sicherlich so dar, wie es von ihm verlangt wird, macht sich dabei aber leider vollkommen lächerlich. Nichts gegen lächerliche Charaktere, aber Jack Sparrow lässt leider jeglichen Witz vermissen. Depp, Bloom, Knightley und wie sie alle heißen - sie spielen alle solide und retten den Film vor dem totalen Untergang, aber gegen ihre flachen Charaktere können sie leider nichts ausrichten.

Schauspieler, die das Bestmögliche herausholen, sowie prächtige Kulissen und Kostüme retten den Film nicht vor der Bruchlandung. Zu schwach das Drehbuch, zu vorhersehbar die Handlung und die Witze. Bedauerlicherweise fällt auch Regisseur Gore Verbinski rein gar nichts ein, um wenigstens einige Akzente zu setzen. Jedes Jahr bringt seine großen Blockbuster-Enttäuschungen hervor. Das waren dieses Jahr "Die Insel" und "Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia", vergangenes Jahr "Troja" und "Van Helsing" und 2003 unter anderen "Fluch der Karibik". Dem großen Erfolg sei Dank warten nun gleich zwei Fortsetzungen auf uns. Im Grunde kann es nur besser werden. Ein wenig Anlass zum Optimismus verleiht der Trailer zum zweiten Teil, der allein schon mehr ironischen Witz versprüht als der gesamte Erste.



Note: 4-



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