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Star Wars: Episode I - Die dunkle Bedrohung



Land: USA
Laufzeit: 133 Minuten
FSK: 6
Starttermin: 19. August 1999

Genre: Science-Fiction-Action

Regie: George Lucas
Drehbuch: George Lucas
Darsteller: Liam Neeson, Ewan McGregor, Natalie Portman, Jake Lloyd, Ian McDiarmid, Pernilla August, Frank Oz, Samuel L. Jackson, Oliver Ford Davies, Hugh Quarshie, Ahmed Best, Ray Park, Ralph Brown, Terence Stamp, Brian Blessed, Sofia Coppola, Anthony Daniels, Kenny Baker, Keira Knightley
Kamera: David Tattersall
Schnitt: Martin Smith
Musik: John Williams








Kein langes Vorgeplänkel, ich werde gleich mit der Tür ins Haus fallen: Ich bin kein großer Fan der "alten" "Krieg der Sterne"-Trilogie. Die Wandlung von Luke Skywalker vom Milchbubi zum Jedi-Ritter und Retter der Republik ist alles andere als überzeugend und stellenweise lächerlich von Mark Hamill dargestellt. Alle drei Filme sind weder spannend, noch intelligent. Zudem wimmelt es darin nur so vor Ungereimtheiten. Doch eines unterscheidet sie grundlegend von der "neuen Trilogie": Sie sind in der Lage, zu unterhalten. Mit Hilfe einer einzigartigen Welt voller interessanter Wesen. Dank charismatischer Charaktere wie Han Solo (sowieso seines treuen Gefährten Chewbacca). Sie haben Charme, Witz, Atmosphäre und profitieren von einer gehörigen Portion Phantasie. Das ist der Grund, warum zuvor angesprochene Schwächen gar nicht so schwer ins Gewicht fallen. Ein Großteil sieht das anders und ist von der Qualität von "Episode I" entsetzt - selbstverständlich völlig zu Recht. Ich persönlich sehe es so, dass George Lucas an bewährte Schwächen konsequent anknüpft, dabei jedoch dummerweise vergisst, die Stärken mit einfließen zu lassen, die sein Lebenswerk einst zum Kult werden ließen.

"Episode I" spielt 32 Jahre vor der Ur-Trilogie. In einer Zeit, in der in der Galaxis noch Frieden herrscht. Gefährdet wird diese durch eine Blockade der Handelsförderation als Reaktion auf die Versteuerung von Transportgütern zu weit entfernten Planeten. Der Kanzler der Republik versucht zu vermitteln und schickt die beiden Jedi Qui-Gon Jinn (Liam Neeson) und Obi-Wan Kenobi (Ewan McGregor) zu Verhandlungen zum Vize-König der Förderation. Die Verhandlungen scheitern, besser noch: finden gar nicht erst statt. Denn Darth Sidious, der finstere Sith-Meister, befehligt das sofortige Ausschalten der beiden Störenfriede. Doch Qui-Gon und Obi-Wan wären keine Jedi, wenn sie aus dieser misslichen Lage nicht entkommen würden. Viel Zeit zum Ausruhen bleibt ihnen jedoch nicht, denn der Vizekönig bereitet bereits eine Invasion auf Naboo vor mit dem Ziel, Königin Amidala (Natalie Portman) zum Abschluss eines für ihn vorteilhaften Handelvertrags zu "überreden". Mit Hilfe der beiden Jedi gelingt der Königin jedoch zunächst die Flucht. Ziel ist es nun, den republikanischen Senat von der Dringlichkeit eines Eingreifens zu überzeugen. Dieser jedoch wird besetzt von Egoisten und geführt von einem Kanzler, der seine Macht schon lange aus eigenen Händen gegeben hat. Doch bevor die Königin überhaupt ihr Ziel erreicht, muss sie auf Tatooine, einem kleinen Wüstenplaneten, der sich dem Einfluss der Republik entzieht, notlanden. Zur Beschaffung eines Ersatzteils soll ihr ein kleiner Junge von Nutzen sein - Anakin (Jake Lloyd) sein Name…

Der Rest ist Krach. Viel Krach. Will man besonders mäklig sein, beginnen die Ärgernisse eigentlich schon vor dem eigentlichen Film: nämlich mit dem allseits bekannten, in die Handlung einführenden und durch das Weltall schwebenden Text. Dieser ist viel zu breit, so dass die komplette Zeile erst sichtbar wird, wenn diese schon in ziemlich weite Ferne gerückt ist. Ich bin eigentlich ein schneller Leser, aber dieser Text bewegt sich eindeutig zu schnell. Liegt vielleicht aber auch am Video-Format. Immerhin beinhaltet diese Vorgehensweise eine Stärke, die auch in der 70er/80er-Jahre-Trilogie zu gefallen wusste: Der Einstieg in die Handlung erfolgt dadurch rasend schnell. Keine ewig in die Länge gedehnten Einführungssequenzen, man steht sofort mit beiden Beinen mitten im Film. Und da wird auch schon das erste Mal das Lichtschwert (Anakin nennt es "Laserschwert") gezückt und man merkt sehr bald: Das sieht doch deutlich eleganter aus als in den Vorgängerfilmen. Nun ist es auch endlich möglich, den Übergang von ausgefahrenem zu eingefahrenem Lichtschwert zu zeigen.

Doch bevor ich mich jetzt auf Lobeshymnen bezüglich der neuen technischen Möglichkeiten einschieße, widme ich mich doch lieber der Mängelliste, denn die ist elendig lang. Zudem ist die Sache mit dem ausgefahrenen Laserschwert ja auch kein Meilenstein der Filmgeschichte, sondern eher das Mindeste, was man wohl erwarten durfte. Und was enttäuscht? So ziemlich alles andere. Bevorzugt die Tatsache, dass es sich bei "Episode I" allem Anschein nach um einen Kinderfilm handelt. Erster Anhaltspunkt: die bunte und fröhliche Optik. Nichts gegen ein paar helle Farben, aber Offiziere, die in Karnevalskostümen umherlaufen, eine Schlacht, die auf wunderbar grünem Rasen und unter wolkenlos blauem Himmel stattfindet, und die Tatsache, dass man nicht einmal ein paar dunklere Töne zu Gesicht bekommt, verleihen dem Film nicht gerade Ernsthaftigkeit und Atmosphäre. Zweiter Anhaltspunkt: Charaktere und Dialoge. Was einem da stellenweise zu Ohren kommt, lässt einen nur schaudernd sein Gesicht im Kopfkissen vergraben. Gut zu wissen, dass die Macht eine ganz tolle Sache ist, von mir aus gerne, aber manche von Qui-Gons Weisheiten scheinen direkt dem Tageshoroskop entnommen. Und wir sehen ja, wohin es ihn letztendlich geführt hat. Und noch etwas zum Thema "Charaktere": In den ersten Minuten seiner Anwesenheit ist Plappermaul und Tollpatsch Jar Jar Binks ja noch ganz witzig, doch je länger seine Anwesenheit andauert, desto mehr wünscht man sich, dass doch bitte bald von irgendwoher ein Lichtschwert erscheine, das ihm Zunge und Beine absäbelt.

Auf schauspielerischer Ebene hat die gesamte Reihe, das muss man so sagen, sowieso noch nie herausgeragt. Das ist auch in "Episode I" nicht anders. Von den beiden Jedi hinterlässt eindeutig Ewan McGregor den besseren Eindruck, auch wenn diesem zweifelsfrei talentierten Darsteller das Drehbuch auf Grund seiner standardisierten Sätze oftmals nicht die Gelegenheit zur Entfaltung bietet. Etwas schockierend ist da schon die Leistung des sonst so hervorragenden Liam Neeson. Die Teilnahmslosigkeit, mit der er beispielsweise die Szene unter Wasser mit Beteiligung der Monster absolviert, lässt nur vermuten, dass ihm der Dreh überhaupt keine Freude bereitet hat. Anakin-Darsteller Jake Lloyd weiß nicht so recht zu überzeugen, was oftmals sicherlich daran liegt, dass einem die Neunmalklugheit seines Charakters ein wenig auf die Nerven geht. Das ist aber sicherlich Ansichtssache. Auch im Gespräch für die Rolle des Anakin Skywalker war übrigens Haley Joel Osment, den man sich in dieser Rolle aber nun überhaupt nicht vorstellen kann. Und wenn er mitten im Pod-Rennen beginnt, tote Menschen zu sehen, kann dies auch kaum von Vorteil sein. So gesehen ist Jake Lloyd vielleicht doch eine ganz gute Wahl. Schließlich hat er ja auch einige recht süße Momente. Auch Natalie Portman ist an die Grenzen des Drehbuchs gebunden. Ärgerlich an ihrer Rolle ist vor allem, dass ihr hübsches Gesicht oftmals von einer hässlichen Maske verdeckt wird. Den besten Eindruck hinterlässt vermutlich der in nur wenigen Szenen agierende Ian McDiarmid, Darsteller von Senator Palpatine ("Star Wars"-Kenner werden wissen, was an dieser Stelle fehlt, alle anderen werden es schon noch erfahren), dessen Charisma in "Episode II" jedoch noch viel stärker zum Ausdruck kommen sollte.

Zum schlechtesten Film aller Zeiten will ich "Die dunkle Bedrohung" (dunkel? albern!) aber nun auch nicht erklären. Er verfügt über exakt zwei Szenen, die sich eklatant von der restlichen Durchschnittskost abheben. Dabei kommt - wie überraschend - keiner der Protagonisten zu Wort. Nummer 1 ist das Pod-Rennen. Sicherlich strotzt dieses nicht gerade vor Realismus (wieso dauert die letzte Runde genau so lang wie die beiden zuvor zusammen?), aber zwei Attribute beschreiben sie perfekt: rasant und spaßig. Hier ist es perfekt gelungen, ein Gefühl von halsbrecherischer Geschwindigkeit auf den Zuschauer zu übertragen, dazu die exzellente Geräuschkulisse. Nummer 2 ist der einzige Gänsehautmoment des gesamten Films. Der Moment, in dem sich die Tür öffnet und Darth Maul dahinter zum Vorschein kommt und die Jedi wie selbstverständlich erklären: "Wir übernehmen." Gefolgt von dem exzellenten, perfekt choreographierten und von spektakulärer epischer Musik begleiteten Lichtschwert-Duell. Hier zeigt sich der Unterschied zu den alten Teilen besonders deutlich, geradezu lächerlich wirken diese im Gegensatz hierzu. Wie Darth Maul sein Doppel-Laserschwert schwingt und selbst wie wild durch die Luft wirbelt - das ist schon einzigartig.

Doch nun genug mit der Schwärmerei, sonst entsteht noch der Eindruck, dass es sich wiederum doch um einen guten Film handelt. Dabei umfassen diese beiden Szenen schließlich nur einen kleinen Teil des gesamten Machwerkes und gerade der tolle Fight zum Schluss wird immer wieder von sinnlosen Schießeinlagen unterbrochen. Effekte-Overkill. Ein super Begriff. Rund 90 Prozent der Laufzeit werden von Spezial-Effekten begleitet. Dagegen ist sicherlich nichts einzuwenden, aber irgendwann kann das auch mal langweilig werden - und im Falle von "Episode I" geschieht das schon ziemlich schnell. Interessant ist sicherlich auch, dass die wenigen Szenen zu gefallen wissen, in denen R2-D2 und C-3PO im Mittelpunkt stehen. Da hat man kurzzeitig das Gefühl, den Charme vergangener Zeiten wieder zu spüren. Doch dann platzt Jar Jar Binks herein, steckt seine Finger in eine Turbine und aus ist der Traum.

Der erste Versuch von dreien lässt sich sehr schnell beurteilen: vergeigt. Bleiben noch zwei. Die treuen Fans können einem wahrlich Leid tun. Die Fans, die wochenlang anstehen, um bei der Premiere dabei zu sein. Die Fans, die ein Kinoticket lösen, nur um vor Beginn des eigentlichen Films den Saal zu verlassen - weil sie den Trailer zu "Episode I" sehen wollten. Es bleibt wenig Positives in Erinnerung. Die beiden genannten Szenen, den einen oder anderen lustig aussehenden Zeitgenossen und ein paar schöne Schauwerte. Ansonsten misslangt all das, was bei den Episoden 4 bis 6 noch geglückt ist, sowie das, was meiner Meinung nach auch damals schon schief gelaufen ist. Kleine Kinder dürfen sich freuen, Fans werden sich denken: "Es kann nur besser werden."



Note: 3-



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