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Star Wars: Episode III - Die Rache der Sith



Land: USA
Laufzeit: 140 Minuten
FSK: 12
Starttermin: 19. Mai 2005

Genre: Science-Fiction-Action-Drama

Regie: George Lucas
Drehbuch: George Lucas
Darsteller: Hayden Christensen, Ewan McGregor, Natalie Portman, Ian McDiarmid, Samuel L. Jackson, Christopher Lee, Frank Oz, Temuera Morrison, Jimmy Smits, Anthony Daniels, Kenny Baker, Bruce Spence, Peter Mayhew, Genevieve O'Reilly, Ahmed Best, Jay Laga'aia, Joel Edgerton, Bonnie Piesse, Oliver Ford Davies, Bodie Taylor, Keisha Castle-Hughes, Rebecca Jackson Mendoza, Kee Chan, Warren Owens, Christopher Kirby, Silas Carson, Matt Sloan, Kenji Oates, Ben Cooke, Mary Oyaya, Nalini Krishan, Graeme Blundell, Trisha Noble, Claudia Karvan, Wayne Pygram, David Bowers, Rohan Nichol, Jeremy Bulloch, Amanda Lucas, Jett Lucas, Tux Akindoyeni, Matt Rowan, Amy Allen, Keira Wingate, Hayley Mooy, Sandi Finlay, Katie Lucas, Rena Owen, Kristy Wright, Coinneach Alexander, Mousy McCallum
Kamera: David Tattersall
Schnitt: Roger Barton, Ben Burtt
Musik: John Williams








Wir schreiben das Jahr 1977: Ein Film erblickt das Licht der Kinosäle, der wie kein anderer eine unglaubliche Anzahl an Fans in seinen Bann zieht. Atemberaubende, bis dahin nicht vorstellbare Special Effects, fantasievolle Gestalten, liebenswürdige Charaktere und der ewig andauernde Kampf des Guten gegen das Böse lassen "Krieg der Sterne" zum Kultfilm schlechthin avancieren. 1980 folgt "Das Imperium schlägt zurück" und 1983 "Die Rückkehr der Jedi-Ritter". Schon damals lagen die Drehbücher zur Umsetzung einer weiteren Trilogie bereit, doch erst mehr als 15 Jahre später bieten sich die technischen Möglichkeiten, diese würdevoll umzusetzen. Doch bei all diesen Tricks vernachlässigt George Lucas leider vollkommen eine Handlung und enttäuscht Fans auf aller Welt mit "Die dunkle Bedrohung". Drei Jahre später geht er mit "Angriff der Klonkrieger" einen Schritt in die richtige Richtung, doch die Fans sind immer noch nicht zufrieden. Am 19. Mai 2005 war es nun soweit: "Die Rache der Sith" kommt in die Kinos - die letzte Gelegenheit für Lucas für Wiedergutmachung, für die Rehabilitierung des "Star Wars"-Mythos und für ein allgemeines Gefühl der Zufriedenheit. Außerdem bietet sich die Chance, mit "Episode III" den vielleicht bedeutendsten Film der Kinogeschichte abzuliefern. Man musste Schlimmes befürchten, man durfte auf ein einigermaßen zufrieden stellendes Ergebnis hoffen, doch was man bekam, ist die geniale Vollendung einer Saga, die mit diesem letzten Film die Unsterblichkeit erlangt.

All die Verhandlungen, all die Friedensbemühungen der letzten Jahre sind gescheitert - in der Galaxis herrscht Krieg. Auf der einen Seite die alte Republik, in deren treuen Diensten die weisen Jedi stehen, auf der anderen Seite die Separatisten unter der Führung von Count Dooku (Christopher Lee). Doch wie sich bald herausstellt, ist auch er nur Mittel zum Zweck. Den Separatisten ist es gelungen, Kanzler Palpatine (Ian McDiarmid) gefangen zu nehmen, doch sogleich heften sich die beiden altbekannten Jedi Anakin Skywalker (Hayden Christensen) und Obi-Wan Kenobi (Ewan McGregor) an die Fersen seiner Entführer. Ihnen gelingt es, den Kanzler zu befreien und Count Dooku ein für alle mal zu erledigen. Zurück auf Coruscant erfährt Anakin von der Schwangerschaft seiner Frau Padmé (Natalie Portman), der Senatorin von Naboo. Doch schon bald plagen ihn Träume vom Tod Padmés bei der Geburt. Da offenbart ihm Kanzler Palpatine eine Möglichkeit, den Tod zu überlisten und das scheinbar Unvermeidliche zu verhindern. Er bietet ihm sein ganzes Wissen an - über die dunkle Seite der Macht - und manipuliert ihn von der ersten Sekunde an als Teil seines finsteren Plans zu seinen Zwecken. Während Obi-Wan den entscheidenden Kampf gegen die Separatisten und den Führer der Druidenarmee, General Grievous, anführt, kämpft Anakin mit seiner inneren Zerrissenheit. Die eigenen Machtansprüche, das Misstrauen in den Rat der Jedi, die Angst um Padmé und das intrigante Spiel des Kanzlers führen den jungen Jedi auf einen Pfad, den er niemals hätte betreten sollen.

Anlass zur Sorge gab es zur Genüge. "Episode I" war ein seelenloses Videospiel; der Bezeichnung "Star Wars" nicht würdig. Und obwohl mit "Episode II" ein deutlicher Aufwärtstrend zu verzeichnen war, blieben Zweifel übrig, denn gerade den Handlungsstücken, die noch fehlten, bedarf es besonderer Klasse, weil auf ihnen ein Großteil des "Star Wars"-Universums aufgebaut ist. Zudem durfte man sich fragen, wie es George Lucas gelingen würde, einen Film zu drehen, dessen Handlung stellenweise bis ins kleinste Detail bekannt sein dürfte, und dabei trotzdem Spannung aufzubauen. Nun ist man schlauer.

In diesem letzten Teil passt einfach alles zusammen. Im Mittelpunkt des Interesses stand mit Sicherheit die Wandlung von Anakin zum bösen Sith-Lord Darth Vader. Die Manipulation des Kanzlers beginnt schon nach wenigen Minuten, wenn er Anakin entgegen dessen Rechte eines Jedi mehr oder weniger dazu zwingt, Count Dooku zu töten. Es folgen Versprechungen von der Stärke der dunklen Seite der Macht und Reden, dass der Rat der Jedi Intrigen spinne, um die Macht in der Republik an sich zu reißen, so wie es in seiner Natur liege. Im Großen und Ganzen darf diese Wandlung als sehr gelungen bezeichnet werden. "Episode III" liefert klare Motive, warum es zum Sinneswandel Anakins gekommen ist, einzig die Schnelligkeit, mit der es geschieht, scheint unpassend. Man hat ein wenig das Gefühl, dass Anakin zu schnell von seinen eigentlichen Prinzipien abrückt. Es ließe sich aber vermutlich argumentieren, dass eine bestimmte Tat, die er begeht und im ersten Moment überhaupt nicht fassen kann, dazu führt, dass sich sein Bewusstsein für das Gute und Böse schlagartig ändert. Zudem scheint er felsenfest davon überzeugt zu sein, dass die Jedi die Bösen sind und er mit deren Auslöschung den Frieden in die Republik bringen kann, die nun gar keine Republik mehr ist. Nicht, seit Palpatine unter tosendem Beifall das Imperium ausgerufen hat, was von Padmé mit "und so geht die Demokratie zu Grunde" kommentiert wird.

Eine der größten Leistungen, die Lucas vollbracht hat, ist es, sich stetig zu steigern. Nicht nur, dass "Episode II" eine ganze Klasse besser ist als sein Vorgänger, was auch für "Episode III" im Vergleich mit dessen Vorgänger zutrifft, sondern auch, dass mit zunehmender Laufzeit der Film einfach immer und immer besser wird. Zu Beginn befindet er sich auf einem guten Niveau, ist schon besser, als es seine beiden Vorgängerepisoden zu irgendeinem beliebigen Zeitpunkt waren. Es beginnt mit einer spektakulären Weltraumschlacht, führt unsere beiden Jedi in das Innere eines Raumschiffes und lässt sie die ersten Laserschwert-Duelle austragen. Auch der Humor kommt zu Beginn nicht zu kurz, in etwa wenn R2-D2 einen Druiden angreift und dieser ihn voller Unverständnis mit den Worten "Was soll das?" umtritt. Die erste Filmstunde, die sich sehr viel mit dem Schicksal von Anakin befasst, befindet sich noch nicht auf allerhöchstem Niveau, weiß aber wunderbar zu unterhalten. Doch mit dem Moment, in dem sich der Kanzler als Sith-Lord zu erkennen gibt, liefert George Lucas eine Vorstellung ab, die dafür sorgt, dass sämtliche Schlüsselszenen zu absoluten Gänsehautmomenten werden.

Diese unfassbar gute Phase beginnt damit, dass sich vier Jedi, darunter Mace Windu (Samuel L. Jackson) zu Palpatine begeben, da Anakin ihnen soeben Bericht über dessen wahre Identität erstattet hat. Dieser blickt in diesem Moment ebenso aus den riesigen Fenstern auf die gewaltige Stadt wie Padmé und fasst dabei eine folgenschwere Entscheidung, die das zukünftige Geschehen maßgeblich beeinflussen wird: Er rettet Palpatine vor dem Tod, woraufhin dieser ihn zu seinem Schüler ernennt und ihm den Namen "Darth Vader" verleiht. Es folgen Szenen, die von so gewaltiger Intensität und Finsternis sind, wie man sie sich nicht mal im Traum hätte vorstellen können.

Zunächst wäre da die fast restlose Auslöschung der Jedi, welche alle Opfer der Klonkrieger werden, die nun ihrer wahren Aufgabe nachkommen. Keine Chance lassen sie den Hütern des Friedens. Mit der Beteiligung Anakins an dieser Aktion schlägt er sich endgültig auf die dunkle Seite. Alles was nun geschieht, ist deswegen so ergreifend, weil man weiß, dass es kein Happy End geben wird; weil man die Bilder vor Augen hat, wie es in Zukunft aussehen wird. Der Bogen zu "Episode IV" wird einfach perfekt geschlossen, zum Beispiel mit Yoda, der als einer der wenigen Überlebenden des Massakers ebenso ins Exil flieht wie Obi-Wan nach Tatooine. Es gibt Duelle, die in ihrer Bedeutung kaum zu beschreiben sind. Darth Sidious und Yoda liefern sich im Senat einen spektakulären Fight. Wer weiß, ob diese Symbolik des Ortes, an dem sie kämpfen, auch so beabsichtigt ist, aber es entsteht das Gefühl, als kämpften sie um die Zukunft der Republik. Der Ausgang ist bekannt.

Obi-Wan und Anakin liefern sich einen Kampf, der über einem gigantischen fließenden Magmastrom stattfindet und dadurch ebenfalls epische Formen annimmt. Und wenn Obi-Wan seinen Gegenüber anschreit ("Du warst der Auserwählte. Du warst wie ein Bruder für mich. Du solltest die Macht ins Gleichgewicht bringen."), dann wird man sich erst so richtig der Bedeutung bewusst, die dieser Kampf, aber auch die Wandlung Anakins, einnimmt. Dafür, dass man bei diesen Szenen endgültig die Sprache verliert, sorgt die musikalische Untermalung von John Williams. Sie verstärkt sämtliche Gefühle ungemein, zum Beispiel die Hoffnungslosigkeit bei der grausamen und gnadenlosen Vernichtung der Jedi sowie die Endgültigkeit, die die beiden erwähnten Kämpfe mit sich bringen.

Wenn sich "Episode III" dann langsam dem Ende nähert, gelingt George Lucas ein weiteres Kunststück: Es entsteht das Gefühl, als befände man sich nun in "Episode IV". Ohne große Dialoge kommt Lucas hier aus, lediglich die starken Bilder lässt er auf den Zuschauer einwirken: die Geburt von Leia und Luke, welcher unmittelbar die Wiederauferstehung von Darth Vader folgt, verbunden mit der Szene, in der er das erste Mal jenes Atemgeräusch macht, das selbst Nicht-Fans kennen dürften. Der Tod Padmés, die getrennte Übergabe der beiden Kinder - alles Szenen, die ohne dumme Dialoge auskommen. Ich habe nicht gedacht, dass es Lucas packt, den Zuschauer emotional so stark an die Geschehnisse zu binden, doch es ist ihm geglückt. Im Grunde profitiert "Die Rache der Sith" von alldem, was sich in allen anderen Episoden zugetragen hat. Da mag vor allem "Episode I" so viele negative Seiten aufweisen - auch er trägt dazu bei, dass man diesen dritten Teil als so düster empfindet. Die Tatsache, dass der erste Teil wie ein Kinderfilm wirkt, eröffnet diesem Teil erst die Möglichkeiten, den Zuschauer in sämtliche emotionale Abgründe zu stürzen.

Gegen diese dramatische Meisterleistung sehen sogar die Special Effects ziemlich alt aus. 2 200 gibt es davon, das sind 1 850 mehr als in "Episode IV", doch trotzdem dienen sie nicht nur der Effekt-Hascherei. Eine weitere gelungene Figur zeigt sich in General Grievous, der auch ein paar Atembeschwerden hat und erstmal mächtig Eindruck hinterlässt, wenn er seine vier Arme ausfährt und seine vier Laserschwerte rotieren lässt, so dass dem armen Obi-Wan erst einmal Angst und Bange wird.

Erstmals bewegen sich auch die Leistungen der Darsteller auf einem enormen Niveau. Das größte Kompliment darf man hierbei sicherlich Hayden Christensen machen, der sich nun doch als die Idealbesetzung für Anakin erweist. Er lässt den Zuschauer Anteil an seinem Schicksal nehmen, wie man es nicht für möglich gehalten hätte. Überhaupt wirkt sein Charakter mit der Zeit immer Furcht erregender. Irgendwann verfärben sich dann mal seine Pupillen und in seinen Augen lässt sich der blanke Hass ablesen, als er sogar Obi-Wan als Feind und Intrigant betrachtet. Dessen Darsteller, Ewan McGregor, liefert wie auch in den beiden ersten Teilen eine souveräne Vorstellung ab und wirkt vor allem im Kampf gegen Anakin überaus glaubhaft. Als er einfach nicht fassen kann, dass er gegen seinen Schüler kämpft, in den er so viel Vertrauen gesetzt hat, der jedoch der dunklen Seite verfallen ist. Ian McDiarmid ist das Böse schlechthin. Wirkte er in "Episode II" noch wie der liebe Opa, zeigt sich nun sein Charakter von erschreckender Kaltblütigkeit. Zudem liefert die Maske bei ihm hervorragende Arbeit ab und sein entstelltes Gesicht lässt ihn noch unheimlicher erscheinen als er es ohnehin schon war. Und auch Natalie Portman darf nun endlich mal schauspielern und erzeugt für ihren Charakter alles Mitleid dieser Welt, als sie Obi-Wan nicht glauben will, was mit Anakin geschehen ist, es dann aber mit eigenen Augen sehen muss.

"Episode III" ist vor allem deswegen so gut, weil er eine enorme Bindung des Zuschauers zu seinen Charakteren herstellt. Zum Beispiel zu Padmé, die schwanger und mit Anakin glücklich ist und ihn dann einfach nicht mehr wieder erkennt; einen Mann sieht, der dem Menschen ähnelt, den sie geheiratet hat, der aber seine Seele verloren hat. Das Tragische daran ist, dass er dies im Endeffekt ja nur getan hat, um Padmé zu retten. Weitere Tragik erfährt der Film durch Padmés Tod, der wiederum Anakins Wandlung so unglaublich unnötig erscheinen lässt. Wenn Padmé dann kurz vor ihrem Tod nur noch die Worte "Luke" und "Leia" ausspricht, schießen einem sofort Dutzende von Bildern dieser Charaktere in den Kopf, was gleichzeitig noch ein wenig ein nostalgisches Gefühl verursacht.

Großartig erzeugt Lucas jedoch auch Mitleid mit Anakin, der einfach überhaupt nicht weiß, woran er ist. Der zwischen einem Kanzler steht, der seine Spielchen mit ihm spielt, und einem Rat, der ihn nicht zum Meister ernennt und Verantwortung überträgt, obwohl er sich bedingungslos in den Dienst der Republik stellt und der talentierteste Jedi ist, der jemals gelebt hat. Obi-Wan wiederum kann einem einfach nur Leid tun, weil er es wohl niemals für möglich gehalten hat, dass ausgerechnet sein Schüler dafür sorgt, dass die Sith die Macht übernehmen. Wie bereits angesprochen gipfelt das Schicksal dieser beiden Charaktere in der Vulkanszene, wo keines der Worte, die Obi-Wan äußert (siehe oben), seine Wirkung verfehlt. Auch Meister Yoda wird zum tragischen Charakter, wenn er die Erschütterung der Macht verspürt, als seine Jedi ausgerottet werden; wenn er Darth Sidious nicht besiegen kann und sich Versagen vorwürft; wenn er das Ende der Republik nicht verhindern kann.

Verdammt, Herr Lucas - warum nicht gleich so? Wer weiß ob es für "Episode III" zum besten Film des Jahres reicht - vermutlich nicht - doch wie kein anderer in diesem Jahr stürzt er seine Zuschauer in ein unglaubliches Gefühlschaos. Wenn einem zwischenzeitlich ein wenig die Tränen kommen, weiß man nicht, ob es Freudentränen sind, weil man nie und nimmer mit solch einem krönenden Abschluss gerechnet hätte, oder ob es Tränen der Trauer sind, wenn man fassungslos mit ansehen muss, wie aber wirklich alles zu Grunde geht und - was noch viel schlimmer ist - weiß, dass sich daran an diesem Abend nichts ändern wird. Auch hier darf man George Lucas nur dazu gratulieren, den idealen Abschluss für diesen Film gefunden zu haben. Ein Abschluss, der zum einen die denkwürdige Stimmung der zweiten Filmstunde aufrechterhält, aber zum anderen auch Anlass zur Hoffnung gibt. "Episode III" ist ein Film, über den man sich auch noch Stunden nach Verlassen des Kinosaals seine Gedanken machen kann. "War das wirklich echt? War dies wirklich der würdige Abschluss der Saga, der nicht wirklich möglich schien?" Mich hat George Lucas mit diesem Film mehr als zufrieden gestellt und entschädigt für "Episode I". Sogar mehr als das.



Note: 1



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