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Terminal



Land: USA
Laufzeit: 129 Minuten
FSK: ohne Altersbeschränkung
Starttermin: 7. Oktober 2004

Genre: Komödie

Regie: Steven Spielberg
Drehbuch: Sacha Gervasi, Jeff Nathanson
Darsteller: Tom Hanks, Catherine Zeta-Jones, Stanley Tucci, Diego Luna, Zoe Saldana, Chi McBride, Barry Henley, Kumar Pallana, Eddie Jones, Jude Ciccolella, Corey Reynolds, Guillermo Diaz, Rini Bell, Stephen Mendel, Valera Nikolaev, Michael Nouri, Benny Golson
Kamera: Janusz Kaminski
Schnitt: Michael Kahn
Musik: John Williams








Wir schreiben das Jahr 1988. Der politischen Verfolgung in seinem Heimatland ausgesetzt, beantragt der Iraner Merhan Karimi Nasseri in mehreren europäischen Staaten Asyl, wird jedoch abgelehnt, seine Papiere gingen dabei unglücklicherweise verloren. Seit nunmehr 16 Jahren sitzt der mittlerweile 54-Jährige im Flughafen Charles de Gaulle bei Paris fest, da ihm die Einreise nach Frankreich verwehrt wird. Eine wahre Geschichte, an der sich nun Starregisseur Steven Spielberg die Rechte sicherte und sie auf die große Leinwand bringt. Mit an Bord ist wieder einmal Tom Hanks, der nach "Der Soldat James Ryan" und "Catch Me If You Can" bereits das dritte Mal mit Spielberg zusammenarbeitet. Schief gehen konnte eigentlich nicht viel und doch ist nicht alles Gold, was in diesem Film glänzt.

Natürlich wurde die Geschichte zunächst etwas amerikanisiert und zwar wie folgt: Der bedauernswerte Mann heißt nun Victor Navorski (Tom Hanks) und kommt aus dem frei erfundenen osteuropäischen Land Krakozien. Am New Yorker John-F.-Kennedy-Flughafen erwarten ihn schlechte Neuigkeiten: In seinem Heimatland hat ein Putsch stattgefunden, die Regierung wurde gestürzt. Victors Ausweis ist somit nicht mehr gültig und das Betreten der USA wird ihm verboten. Auch sämtliche Flüge in seine Heimat wurden gestrichen. Victor Navorski ist somit "staatenlos". Doch dies dem der englischen Sprache überhaupt nicht mächtigen Mann klar zu machen, erweist sich zunächst als recht knifflige Angelegenheit. Gefangen im Terminal versucht er nun so einigermaßen mit seiner Situation klar zu kommen, was ihm mit der Zeit immer besser gelingt. Er findet Freunde, mit denen er sich abends zu einer gemütlichen Pokerrunde trifft, und macht Bekanntschaft mit der hinreißenden Stewardess Amelia Warren (Catherine Zeta-Jones), woraufhin sich schon bald mehr als Freundschaft zwischen den Beiden zu entwickeln scheint. Das einzige Problem stellt Frank Dixon (Stanley Tucci) dar, der Sicherheitschef, dessen Beförderung, auf die er seit Jahren spekuliert, kurz bevorsteht. Da ist ihm Victor natürlich ein Dorn im Auge und so versucht er ihn mit allen intriganten Mitteln loszuwerden.

Wenn man "Terminal" bewerten möchte, muss man den Film in drei Phasen unterteilen. Phase 1 erstreckt sich etwa über die erste Filmstunde, die bei Weitem die beste Unterhaltung bietet. Es ist herrlich zu beobachten, wie es den Sicherheitskräften zunächst nicht im Ansatz gelingt, Victor verständlich zu machen, dass und warum er den Flughafen nicht verlassen darf. Anschließend erkundet dieser, ausgestattet mit einem Pieper und ein paar Essensmarken, die er schon bald darauf verliert, sein neues zu Hause und realisiert erst so richtig, was in seinem Heimatland geschehen ist. Das ist zum einen unglaublich witzig, zum anderen allerdings auch ziemlich tragisch. Auch die ersten Versuche des Sicherheitschefs Dixon, Victor loszuwerden, sind wunderbar mit anzuschauen und selbst die zunächst angedeutete Romanze zwischen dem Gefangenen und Stewardess Amelia weiß bestens zu unterhalten.

Die nächste halbe Stunde flacht der Film ab, wird teilweise etwas langweilig, hat aber immer noch ein paar richtig gute Lacher parat, bewegt sich also immer noch auf einem guten Niveau. Doch dann wird Spielberg plötzlich größenwahnsinnig und die Geschichte gerät ihm komplett aus den Fugen, Kitsch und unglaubwürdige Verhaltensweisen sind an der Tagesordnung. Die Lovestory, die er zuvor noch so wunderschön gestaltet hat, ödet nun einfach nur noch an und die Handlungen einzelner Personen, um Victor weiterzuhelfen, driften komplett ins Lächerliche ab. Höhepunkt dieses Schwachsinns ist jene Szene, in der Victor scheinbar das gesamte Flughafenpersonal hinterherläuft. Vielleicht ist er so etwas wie das Flughafen-Maskottchen, aber der Biss, der zuvor zweifelsfrei vorhanden war, geht nun endgültig verloren. Warum so ein mieses Ende und kein Mut zur Konsequenz? Spielberg hat bereits mehr als einmal bewiesen, dass er einen Film souveräner über die Ziellinie retten kann.

Unter dieser Schwäche müssen natürlich auch die Schauspieler etwas leiden, auch wenn es dem Großteil recht gut gelingt, gegen plötzlich unglaubwürdige Charaktere anzukämpfen. Und in den Momenten, in denen noch alles gut lief, zeigen vornehmlich Hanks und Zeta-Jones eine klasse Leistung. Ersterer ist einfach bewundernswert, wie glaubwürdig er die Rolle des desorientierten Osteuropäers im fremden Amerika ausfüllt, ohne dabei in irgendwelche Albernheiten abzudriften, sondern einfach nur zu vermitteln, wie man sich in so einer Situation vermutlich fühlen würde. Auch wenn die Gewöhnungsphase vielleicht etwas schnell überwunden ist. Zeta-Jones kann da eigentlich gar nicht mithalten, da dies schon allein durch die Auslegung ihrer Rolle verhindert wird, also weniger Leinwandzeit, etwas geringere Sympathiewerte. Das, was sie zeigen kann, zeigt sie jedoch und bildet mit Hanks ein richtiges Traumduo. Bei den Nebendarstellern gelingt es keinem, sich wirklich in den Vordergrund zu spielen, was jedoch nicht heißen soll, dass sie ihre Rollen nicht solide ausfüllen. Allerdings müssen einige von ihnen deutlich unter der bereits angesprochenen Schwäche im letzten Filmviertel leiden und stürzen teils deutlich ab.

Das Ergebnis ist traurig, wenn man bedenkt, was aus "Terminal" hätte werden können, nämlich eine großartige Komödie, die viele Kritiker lügen straft. Doch im weiteren Filmverlauf bestätigen sich deren Aussagen leider, was in erster Linie an zwei grundlegenden Schwächen liegt. Zum einen ist der Film mit 129 Minuten Laufzeit mindestens eine halbe Stunde zu lang - selten findet die Redewendung "kurz aber knackig" bessere Anwendung - zum anderen verlässt Spielberg im letzten Teil des Filmes fast komplett die humoristische Ebene und widmet sich einer Romanze und dem zukünftigen Schicksal Victor Navorskis - doch leider lässt Beides vollkommen kalt. Grandiosen Gags in der ersten Filmhälfte folgen keine bis wenig gelungene Gags in der Zweiten. Wer also etwas Wichtiges vorhat, kann den Kinosaal guten Gewissens nach einer Stunde verlassen. Das hat den netten Nebeneffekt, dass man "Terminal" dann in ausschließlich guter Erinnerung behält. Ein dickes Lob geht übrigens noch an Arne Elsholtz. Wer das ist? Das ist der deutsche Synchronsprecher für Tom Hanks und spricht seinen osteuropäischen Akzent hervorragend.



Note: 3+



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