Archiv


Kritiken

Kurzkommentare

Meine Meinung

News

Umfragen
The Village - Das Dorf



Land: USA
Laufzeit: 108 Minuten
FSK: 12
Starttermin: 9. September 2004

Genre: Mystery-Thriller

Regie: M. Night Shyamalan
Drehbuch: M. Night Shyamalan
Darsteller: Joaquin Phoenix, Bryce Dallas Howard, William Hurt, Adrien Brody, Sigourney Weaver, Brendan Gleeson, Cherry Jones, Celia Weston, John Christopher Jones, Frank Collison, Jayne Atkinson, Judy Greer, Fran Kranz, Michael Pitt, Jesse Eisenberg
Kamera: Roger Deakins
Schnitt: Christopher Tellefsen
Musik: James Newton Howard








Eines ist von vorn herein klar, wenn sich M. Night Shyamalan an einen neuen Film wagt: Die einen werden den gewaltigen Paukenschlag gegen Filmende als wahren Geniestreich bewundern, die anderen als ganz üblen Scherz abwerten. Die finale Wendung in seinem Erstlingswerk "The Sixth Sense" mit Bruce Willis ist zweifelsfrei Kult, hat auch den überwältigenden Teil der Kritiker überzeugt. Es folgte "Unbreakable - Unzerbrechlich", dessen Ausgang weit weniger erfolgreich von sich reden machte. Und natürlich "Signs - Zeichen", dessen Finale den Tiefpunkt an Kreativität und Glaubwürdigkeit erreichte und maßlos enttäuschte. Seine Filme jedoch lediglich auf eine möglichst sensationelle Wendung zu reduzieren, wäre ein schlimmer Fehler, denn der Regisseur Shyamalan hat mindestens eben so viel Talent wie der Drehbuchautor Shyamalan zu bieten. Um es vorneweg zu nehmen - in "The Village - Das Dorf" überzeugt er durch beide Seiten seiner Arbeit.

Wir befinden uns am Ende des 19. Jahrhunderts in einem kleinen pennsylvaniaschen Dorf Namens Covington, welches von einem unheimlichen Wald umschlossen ist, in dem geheimnisvolle Kreaturen, die von den Dorfbewohnern nur "Die Unaussprechlichen" genannt werden, ihr Unwesen treiben. Seit einigen Jahren herrscht zwischen den beiden Parteien eine Art Waffenstillstand, jedoch nur unter der Bedingung, dass einige bereits in dem Trailer erwähnte Grundregeln strikt eingehalten werden: Niemand darf den Wald betreten, sonst zieht man den Zorn der Waldbewohner auf sich. Außerdem muss die Farbe Rot unbedingt versteckt gehalten werden. Missachtet man diese Regeln und fällt mit den "Unaussprechlichen" in Ungnade, bietet man ihnen Opfergaben an, in der Hoffnung, sie zu besänftigen. Doch trotz dieses "Friedenspaktes" werden umfassende Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Nachts werden am Waldrand Fackeln angezündet und von einem kleinen Wachturm aus die Grenze zwischen Dorf und Wald gesichert. Sollte es zu einem Angriff kommen, lässt man die Dorfglocke läuten, verzieht sich in die Häuser und hofft darauf, verschont zu werden.

Im Aufgabenbereich der Dorfältesten, darunter Edward Walker (William Hurt) und Alice Hunt (Sigourney Weaver), liegt es, die Aktivitäten der "Unaussprechlichen" zu deuten und die Dorfgeschicke zu leiten. Zu den bekanntesten Dorfbewohnern zählen Edwards Tochter Ivy (Bryce Dallas Howard), die zwar in ihrer Kindheit erblindet ist, allerdings ein unglaubliches Wahrnehmungsvermögen besitzt, Alices wortkarger Sohn Lucius (Joaquin Phoenix), dem besonderer Mut nachgesprochen wird, und der geistig zurückgebliebene, unberechenbare Noah Percy (Adrien Brody). Eines Tages äußert Lucius den Dorfältesten gegenüber seine Bitte, den Wald Richtung Stadt durchqueren zu dürfen, um Medizin für seine Verlobte Ivy zu beschaffen. Doch dann kommt alles ganz anders, denn plötzlich liegt es an der blinden Ivy, den Wald zu durchqueren. Bevor sie ihren Marsch antritt, eröffnet ihr ihr Vater ein durch die Dorfältesten sorgsam gehütetes, nur schwer fassbares Geheimnis…

Im Wesentlichen lebt der gesamte Film von einer hervorragenden Atmosphäre, von einem wunderbaren und zugleich Furcht einflößenden Zusammenspiel von Regie, Kamera und Musik. Natürlich hat Shyamalan auch einige mehr oder weniger überraschende Storywendungen parat, insgesamt ist es jedoch die künstlerische Arbeit, die vollends überzeugt. "The Village" spielt mit teilweise aus der Kindheit bekannten Ängsten, wandelt sie jedoch ab und verwendet sie in einer anderen, wahrscheinlich noch viel beängstigerenden Form. Zunächst die nicht greifbare Gefahr, die sich mehrmals nur andeutet, aber lange Zeit nicht sichtbar wird. Später wird sie es, den inszenatorischen Höhepunkt stellt allerdings Ivys Marsch durch den Wald dar. Der Grund hierfür darf natürlich nicht verraten werden. Man trifft auf vielfach bekannte Mittel, Shyamalan und seine Crew erweitern sie jedoch und treiben sie auf die Spitze. Lange Zeit ging es nicht mehr so unheimlich zu in den deutschen Kinos, womit der eine Teil der Erwartungen bereits bestens erfüllt wird. Selbst ein bisschen Leerlauf hier und da kann diesen Eindruck kaum mindern.

Der zweite Teil der Erwartungen bezieht sich selbstverständlich auf möglichst geniale Überraschungsmomente und davon gleich mehrere. Anders als der Trailer vielleicht vermuten lässt, beschränken sich wirkliche Schockmomente auf wenige Szenen, die Spannung entfaltet sich auf einer viel subtileren Ebene. Einige Überraschungsmomente erscheinen vollkommen ohne Ankündigung, größere Wendungen erwartet jeder, der sich mindestens einen Film von Shyamalan zu Gemüte geführt hat, schon von Beginn an - natürlich berechtigt. Wer seine Methodik aus seinen anderen Werken durchschaut hat, wird die erste große Überraschung bereits von vornherein erahnen können. Wenn Shyamalan jedoch zu seinem finalen Twist greift, wirft er wieder alle Erwartungen, Hoffnungen und Spekulationen des Zuschauers über den Haufen und liefert ihm einen Knaller, symbolisch betrachtet eine Ohrfeige - egal, was man im Endeffekt davon hält. Denn hier werden sich die Geister wieder scheiden. Ich formuliere es mal so, ohne zuviel verraten zu wollen: Umso länger man über die Auflösung nachdenkt, umso mehr Fakten lassen sich ausmachen, die sie nicht vollends nachvollziehbar erscheinen lassen. An sich ist sie jedoch gelungen und stellt in der reinen Theorie keinen Widerspruch zum vorherigen Handlungsverlauf dar. Eines ist aber klar: Der Film findet einen vollkommen anderen, unvorhersehbaren Abschluss, der zu Beginn des Films nicht ansatzweise in Sicht war.

Ein riesiges Lob kommt schließlich noch den Schauspielern zu Gute, allen voran den den Film tragenden Joaquin Phoenix und Bryce Dallas Howard. Phoenix, der sich nach "Signs" ein weiteres Mal in einem Film von M. Night Shyamalan vorfindet, liefert eine überzeugende Darstellung ab, was jedoch kaum anders zu erwarten war. Die Entdeckung schlechthin stellt jedoch Howard dar. Vollkommen egal, was sie empfindet, ob Angst, Trauer, Unsicherheit, der Zuschauer merkt es, beziehungsweise Howard lässt es ihn merken. An Adrien Brodys Darstellung des "verrückten" Noah lässt sich ebenso wenig aussetzen wie an der William Hurts, der einen der Dorfältesten mit dem nötigen Ernst und der nötigen Überzeugung spielt. "Alien"-Star Sigourney Weaver fällt weder sonderlich positiv noch negativ auf.

In seiner Gesamtheit ist "The Village" ein Film, der dem Zuschauer über das Verlassen des Kinosaals hinaus im Gedächtnis bleibt. An der Inszenierung lässt sich rein gar nichts aussetzen, sie verleiht dem Film eine gehörige Portion Atmosphäre, vermag zu fesseln und somit bestens zu unterhalten. Dem Drehbuch gelingt es des Öfteren zu überraschen, die finale Wendung - Shyamalan halt - der spontane Eindruck ist vielleicht entscheidend. Neben der hervorragenden Regie verleihen erstklassige Darsteller dem Film eine überzeugende, authentische Wirkung. Wer von diesem Mystery-Thriller enorme Spannungsmomente und eine Ende erwartet, über das man zumindest spricht, sollte den Kinogang nicht mehr länger hinauszögern.



Note: 2+



Start


zur Hauptseite

Intern


Forum

Gästebuch

Impressum