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The Weather Man



Land: USA
Laufzeit: 102 Minuten
FSK: 6
Starttermin: 2. März 2006

Genre: Drama

Regie: Gore Verbinski
Drehbuch: Steve Conrad
Darsteller: Nicolas Cage, Sir Michael Caine, Hope Davis, Gemmenne De La Pena, Nicholas Hoult, Michael Rispoli, Gil Bellows, Judith McConnell, Chris Marrs, Dina Facklis, Deanna Brooks, Sia Moody
Kamera: Phedon Papamichael
Schnitt: Craig Wood
Musik: James S. Levine, Hans Zimmer








Nachdem er sich 2005 in den deutschen Kinos rar gemacht hat, kommen Anhänger von Nicolas Cage nun endlich wieder auf ihre Kosten. Im Februar ging die brillante zynische Waffenschieber-Satire "Lord of War" an den Start und nun, Anfang März, folgte das nicht weniger überzeugende "The Weather Man". Was beide Filme neben der Qualität außerdem gemeinsam haben - logisch: Nicolas Cage als ausgezeichneten Hauptdarsteller. Da darf man sich jetzt schon auf die neun (!) Filme mit ihm freuen, die bereits gedreht werden oder zumindest angekündigt sind und innerhalb der nächsten zwei Jahre in die Kinos kommen.

David Spritz (Nicolas Cage) arbeitet als Wetterfrosch und ist in ganz Chicago bekannt - für ihn eher ein Nachteil. Die Leute nerven ihn mit Autogrammwünschen, beschimpfen ihn aufs Übelste, wenn er diese nicht erfüllt, und werfen ihm aus fahrenden Autos heraus Fast Food an den Kopf. Doch das Leben bessert sich, als ihm in Amerikas bekanntester TV-Show "Good Morning, America" ein Job in Aussicht gestellt wird - eigentlich. Wären da nicht einige Probleme mit seiner Familie. Das Verhältnis zu seinem Vater Robert (Sir Michael Caine), einem ehemaligen Bestseller-Autoren, ist abgekühlt. David glaubt, seine Erwartungen mit dem, was er bisher in seinem Leben erreicht hat, nicht erfüllen zu können. Zudem stellt eine Nachricht der Ärzte, die seinen Vater betrifft, einen schweren Schicksalsschlag dar. Von seiner Frau Noreen (Hope Davis) lebt David getrennt und auch der Umgang mit seinen Kindern bereitet ihm Schwierigkeiten. Während sein Sohn Mike (Nicholas Hoult) etwas mit Drogen am Hut zu haben scheint, gelingt es ihm bei seiner Tochter Shelly (Gemmenne De La Pena) kaum, eine vernünftige Verbindung aufzubauen.

Nun, was erwartet den Zuschauer bei "The Weather Man"? Eine Handlung, zumindest eine solche, wie sie manch Kinogänger erwarten wird, ist nicht vorhanden. Dreh- und Angelpunkt des Films ist die Aussicht Davids, nach New York zu ziehen, um bei "Good Morning, America" zu arbeiten, jedoch vorher sein altes Leben noch in den Griff zu kriegen. Wenn also etwas "passiert", dann findet dies vor allem zwischen den Charakteren statt. Dass man bei diesen Geschehnissen bei der Stange bleibt und nicht von Langeweile gepackt wird, liegt vor allem an Nicholas Cage, der ganz einfach über seine sagenhafte Ausstrahlung verfügt. Wie er diesen teilweise vom Pech verfolgten und vom Schicksal gebeutelten Mann darstellt, verdient allerhöchsten Respekt.

Im Charakter von David liegt dann auch schon gleich der wesentliche Grund für die Klasse dieses Films. David ist kein Arsch, aber auch kein Strahlemann. Er verdient zwar mehr Geld im Monat als zehn Durchschnittsfamilien zusammen, zeigt jedoch Charaktereigenschaften wie sie jeder von uns hat. Dem Autogrammjäger gibt er vor, nicht David Spritz zu sein und will nach der Enttarnung einfach nur in Ruhe gelassen werden - verständlich, oder? Er vergisst, die Remoladensoße mit nach Hause zu bringen, was gewissermaßen zum Scheitern der Ehe führt - doch wer hat noch nie irgendetwas vergessen? Auch liest er ein Geheimnis von Noreen, das sie auf einen Zettel geschrieben hat - wie viele Menschen würden dies nicht auch tun? Sicherlich einige. David ist geprägt von absolut unglücklichen Auftritten und Aktionen, aber andererseits auch immer irgendwie bemüht, sein Leben in den Griff zu kriegen, was ihm jedoch alle möglichen Leute immer wieder erschweren. Es bereitet keine Mühe, mit diesem Mann mit zu leiden und mit zu fiebern. Sicherlich werden andere wiederum keine Sympathien für diesen Mann empfinden, doch ist dies nicht der Fall, dann funktioniert der ganze Film einfach wunderbar.

Ganz so lustig, wie es im Trailer vielleicht den Eindruck erweckt, geht es in "The Weather Man" übrigens nicht. Richtige Brüller findet man schon gar nicht vor, was den Film sicherlich auch aus dem Rhythmus gebracht hätte. Stattdessen zaubert er so eine Art Lächeln auf die Seele. Bei liebevollen Einfällen, wie der Präsentation von Davids Gedankengängen während der aufgetragenen Beschaffung der Remoladensoße, zaubert sich ganz von alleine ein Lächeln auf das Gesicht des Zuschauers. Im Gegenzug jedoch ist "The Weather Man" an manchen Stellen zutiefst berührend; stimmt manchmal richtig traurig. Besonders die Ereignisse, die sich an die Erkrankung von Davids Vater anschließen, können schon mal die eine oder andere Träne kullern lassen, da auch Sir Michael Caine eine hervorragende Leistung abliefert - wenig überraschend natürlich. Auch als David vor einem gewaltigen Fenster sitzt, plötzlich ein riesiger SpongeBob vorbei fliegt und Regisseur Gore Verbinski den Zuschauer in die Gedankenwelt, vielmehr eine unrealistische Vorstellung Davids abtauchen lässt, erlebt man einen Moment wahrer Klasse.

Gore Verbinski ist ein Mann, dessen Filme selten richtig eingeschätzt werden. Während "Fluch der Karibik" völlig unbegründet in den Himmel gelobt wird, kommt "The Weather Man" zwar ebenfalls Ruhm zuteil, jedoch nicht in den Ausmaßen, in denen es eigentlich angebracht wäre. Es gibt sie nur selten, diese Filme, in der Regel Dramen, die von der ersten bis zur letzten Minute ein stimmiges und stimmungsvolles Gefüge bilden. Für 100 Minuten lässt sich wunderbar in die Welt des teils bemitleidenswerten David Spritz abtauchen, wobei ganz klar auch die Bereitschaft für depressive Stoffe vorhanden sein muss. Auf so etwas wie eine hoffnungsvolle Botschaft wird man hier lange warten. Es gibt übrigens wohl nichts Schöneres, als nach diesem verschneiten Film das Kino zu verlassen und von den weißen Flocken empfangen zu werden, um so noch einige Zeit länger von den Eindrücken dieses Films gefangen gehalten zu werden.



Note: 1



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