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Unbekannter Anrufer



Land: USA
Laufzeit: 87 Minuten
FSK: 16
Starttermin: 15. Juni 2006

Genre: Horror-Thriller

Regie: Simon West
Drehbuch: Jake Wade Wall
Darsteller: Camille Belle, Tommy Flanagan, Tessa Thomson, Brian Geraghty, Clark Gregg, Derek de Lint, Kate Jennings Grant, David Denman, Arthur Young, Madeleine Carroll, Steve Eastin, John Bobek
Kamera: Peter Menzies jr.
Schnitt: Jeff Betancourt
Musik: -








Nervenkitzel, Anlässe, an den Fingernägeln zu kauen oder sich in den Kinosessel zu krallen, und Spannung, die fast im Herzinfarkt des Zuschauers endet. All das - man kann es sich denken - bietet der Horror-Thriller (irgendeine Genreeinweisung muss man ja vornehmen) "Unbekannter Anrufer" nicht. Am Meisten im Weg steht er sich durch seine auf eine der simpelsten Grundideen reduzierte Handlung, die eigentlich in Anführungszeichen gehört.

Für die Teenagerin Jill (Camille Belle) läuft's momentan nicht wirklich gut; einer Kette negativer Begebenheiten sei Dank. Zuerst erwischt sie ihren Freund Bobby (Brian Geraghty) beim Rumknutschen mit ihrer besten Freundin Scarlet (Tessa Thomson), darf sich anschließend die schönsten Ausreden anhören und vertelefoniert mehrere Hundert Dollar (irgendwie unlogisch - müsste nicht eigentlich ER es sein, der anruft, um Verzeihung bittet und eine zweite Chance verlangt…). Die Folge: Ihre Eltern verpassen ihr Hausarrest, sperren ihre Karte für einen Monat und wollen sie auch noch jeden einzelnen Dollar zurückzahlen lassen. Zusätzlich wird sie zum Babysitten in einer sehr abgeschiedenen Luxus-Villa verdonnert. Doch zum zu Tode Langweilen kommt sie nicht, stattdessen beginnt bald ein Unbekannter seine Anrufe. Erlaubt sich jemand einen bösen Spaß? Veranstaltet jemand Psycho-Terror mit ihr? Oder lauert tatsächlich jemand irgendwo da draußen und will ihr etwas antun? Um das herauszufinden, sollte man sich nicht den Film, sondern einfach nur den Trailer anschauen. Das schont nicht nur den Geldbeutel, sondern ist zudem um ein Vielfaches ereignisreicher als der fertige Film.

Auf lediglich 87 Minuten bringt es "Unbekannter Anrufer". Ein kurzer, aber dafür knackiger Film also, sollte man meinen. Weit gefehlt! Selbst eine Laufzeit von weniger als einer halben Stunde hätte wohl nicht verhindern können, dass dieser Film langweilt. Erschreckend, aber wahr: In der gesamten ersten Stunde passiert ganz einfach nichts. Wobei… etwas geschieht ja schon: Etwa 739 Mal klingelt das Telefon, etwa 72 Mal geht irgendwo im Haus das Licht an und etwa 67 Mal davon war es vermutlich bloß die Hauskatze. Kein Wunder also, dass spätestens nach dem zehnten Mal Klingeln so allmählich die ersten Personen im Saal damit beginnen, ein verzweifeltes Stöhnen von sich zu geben. Du kannst nachts nicht einschlafen? Dann begib dich zu deinem Arzt oder Apotheker und er wird dir sicherlich diesen Film ans Herz legen. Ganz ehrlich: Die ersten 60 Minuten sind die manifestierte Langeweile. Und warum? Weil sich aus der Grundidee ganz einfach nichts herausholen lässt. Argumente wie eine sich langsam aufbauende Spannung oder Grusel, ohne literweise fließendes Blut, ziehen da auch nicht - es passiert einfach rein gar nichts. Und das Schlimmste: Es ist ja von vornherein absehbar, wohin uns das Ganze führen wird. Das Positive an dieser Stunde ist genau ein gelungener Schockeffekt, das war's dann aber auch schon.

Wenn den einen oder anderen dann nach einer Stunde vielleicht die innere Uhr geweckt hat, passiert endlich mal etwas auf der Leinwand. Der Übergang von der schieren Langeweile zu sich endlich etwas Ereignendem ist ganz gut gelungen, wobei man auch hier sagen muss, dass dies keinem Kunststück gleich kommt. Selbst ein zu Boden fallender Löffel hätte das Publikum wohl schon aus seiner Lethargie gerissen. Dafür, dass zuvor im Grunde nichts geschehen ist, geht es nun auch relativ hart zur Sache, was - wie gesagt - ein wenig spannungsfördernd ist.

Es ist ja nun auch nicht so, dass dieser Film entsetzlich dumm wäre. Über ein paar gelungene Szenen verfügt "Unbekannter Anrufer" schon. Wenn beispielsweise plötzlich zwei Vögel im Haus herumsitzen, die Katze am Kopf eines Dritten herumkaut und Jill so langsam bewusst wird, was dies bedeutet, dann hat dieser Moment schon etwas, doch leider gibt es davon viel zu wenige. Dem Charakter Jill oder vielmehr Camille Belle, die ihn auf die Leinwand transportiert, hat man es überhaupt zu verdanken, nicht jegliches Interesse an dem Film zu verlieren. Nicht nur, dass sie ganz nett aussieht; nein, auch ihr darstellerische Leistung kann im Rahmen des Möglichen überzeugen. Wenn man bedenkt, dass sie im Grunde die über die fast gesamte Dauer einzige Person im Bild ist, dann macht sie ihre Sache schon ganz ordentlich. Etwas merkwürdig mutet die FSK-16-Freigabe an. Abgesehen von vielleicht einer Szene wird diese nicht wirklich durch etwas gerechtfertigt. Wie denn auch bei dieser Inhaltsleere? Und kürzlich wurde ein Film wie "Silent Hill" genau so eingestuft - etwas merkwürdig ist das schon, doch was soll's.

Viele Worte gibt es zu "Unbekannter Anrufer" nicht mehr zu verlieren. Man nehme sich eine kleine Taschenlampe und/oder irgendetwas zum Beschäftigen mit und schon ließe sich die erste Stunde sicher etwas besser aushalten. Wie gesagt: Ärgerlich-dämlich ist dieser so genannte Horror-Thriller sicherlich nicht, doch dafür einfach unsagbar langweilig und im Grunde auch vorhersehbar. Für die Identität des Anrufers wurde übrigens ganz tief in die Trickkiste der Originalitäten gegriffen. Aber immer noch besser als ein kläglich gescheiterter Überraschungseffekt-Versuch wie etwa der aus "Cry_Wolf". Und was genau uns Regisseur Simon West mit dem Ende oder vielmehr der allerletzten Einstellung sagen möchte, bleibt wohl sein Geheimnis. Es ließe sich in zwei Richtungen deuten, aber etwas Gutes kommt dabei nicht heraus.



Note: 4-



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