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Lemony Snicket - Rätselhafte Ereignisse



Land: USA
Laufzeit: 108 Minuten
FSK: 6
Starttermin: 27. Januar 2005

Genre: Fantasy-Abenteuer

Regie: Brad Silberling
Drehbuch: Robert Gordon
Darsteller: Jim Carrey, Meryl Streep, Jude Law, Emily Browning, Liam Aiken, Timothy Spall, Catherine O'Hara, Billy Connolly, Cedric the Entertainer, Luis Guzmán, Jennifer Coolidge, Kara Hoffman, Shelby Hoffman, Jane Adams, Craig Ferguson, Jamie Harris
Kamera: Emmanuel Lubezki
Schnitt: Dylan Tichenor, Michael Kahn
Musik: Thomas Newman








Die Gebrüder Baudelaire haben ein schweres Leben zu führen: Violet (Emily Browning), Klaus (Liam Aiken) und das kleine "Babylein" Sunny (Kara und Shelby Hoffman) müssen ohne Eltern aufwachsen, da diese bei einem mysteriösen Brand ihres eigenen Hauses ums Leben gekommen sind. Nun entbrennt im wahrsten Sinne des Wortes ein Vormundschaftsstreit um die Kinder und ihr wertvolles Erbe, das ihnen die Eltern überlassen haben. Die Liste der Verwandten, die diese Vormundschaft antreten könnten, ist sehr kurz und die Waisenkinder finden sich widerwillig in der Obhut eines entfernten Verwandten wieder: dem geheimnisvollen Grafen Olaf (Jim Carrey). Doch der ist in Wirklichkeit nicht an den Kindern interessiert, sondern vielmehr an ihrem Vermögen. Um daran zu kommen, ist ihm jedes Mittel Recht. Doch Olaf hat die Rechnung ohne die äußerst einfallsreichen Kinder gemacht. Jedes ist mit einer praktischen Eigenschaft ausgestattet: Violet ist eine leidenschaftliche Erfinderin und hat immer eine Idee parat; Klaus extrahiert in Sekundenschnelle enormes Wissen aus tausenden von Büchern und die kleine Sunny hat ihre Zähne zu äußerst praktischen Werkzeugen, die alles anbeißen müssen, umfunktioniert. Zusammen nehmen die drei den Kampf gegen den bösen Grafen Olaf auf - doch der spielt fortan mit unfairen Mitteln...

Kann sich noch jemand an den Film "Casper" erinnern? Falls ja, sollte der Name Brad Silberling eine bekannte Adresse sein. In letzter Zeit ist es jedoch recht still um ihn geworden; außer "Moonlight Mile" (2003) hat man nicht mehr viel von ihm gehört - bis anno 2005. Hier präsentiert uns der werte Herr sein neuestes Werk: "Lemony Snicket - Rätselhafte Ereignisse" - so sein Name. Die Eröffnungssequenz ist sehr einfallsreich und schickt den Zuschauer auf eine völlig falsche Fährte; dies ist aber nur für circa zwei Minuten der Fall, denn man wird durch einen harten Schnitt auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Ein Sprecher, der zwar meistens nur im Schatten präsent wird, aber verdammt nach Carrey aussieht, führt den Kinogänger auf das richtige Gleis. Weg von "Der wunderbaren Waldfee", hin zu einem Mix aus "Harry Potter", "Adams Family" und "A Nightmare before Christmas". Die Ausgangslage der Baudelaires ist der des Zauberlehrlings sehr ähnlich; auch sie müssen sich ohne Eltern durch das Leben kämpfen - nur leider will man den dreien diese Situation nicht so recht abnehmen - Kinder, die ihre Eltern verloren haben, sehen definitiv anders aus. Violet, Klaus und Sunny scheinen dies jedoch erstaunlich gut zu verkraften, aber vielleicht ziehen sie das stille Schweigen echten Emotionen vor. Ihre Rollen spielen sie im Film recht schwach und langweilig, was man in der ersten Szene auch gleich merkt. Aber gut, genug über die Kinder gemeckert.

Die voranschreitende Story schweißt sie zumindest zusammen und lässt sie am Ende doch nicht allzu lächerlich da stehen; vor allem die süße Sunny weiß zu entzücken (weil sie eben ein Kleinkind ist). Die Fähigkeit ihrer Zähne ist in Gags festgehalten, doch die Sprüche, die sie in "Babysprache" ablässt, sind nicht lustig, sondern einfach nur fehl am Platz. Kommen wir zum eigentlichen Star von "Lemony Snicket", dem guten alten Jim Carrey. Zweifelsfrei ist er die tragende Figur und so auch der Mittelpunkt des Films, doch zu schauspielerischen Höchstleistungen à la "Die Truman Show" oder "Bruce allmächtig" läuft er keinesfalls auf, vielmehr verlässt er sich auf seine alten Tugenden - der urkomischen Mimik. Das funktioniert auch noch in "Lemony Snicket", doch längst nicht mehr so wie in "Ace Ventura". Trotzdem: Als Graf, Schiffskapitän und Wissenschaftler ist er, auch nach Jahren, immer noch saukomisch. Doch im Fall von "Lemony Snicket" reicht das leider nicht - es scheint, als hätten die Macher es verpasst, dem Film die nötige Detailtreue und Tiefe zu verleihen. Für einen Familien- oder Fantasyfilm ist das unausweichlich. Die menschliche Note ist hier zwar vorhanden, wird aber durch die One-Man-Show von Jim Carry und die unterkühlte Schauspielerei der Kinderstars untergraben. Und doch können Gastauftritte von Meryl Streep als übervorsichtige Tante mit Grammatik-Fable und Dustin Hoffman als Theaterkritiker überzeugen; sie geben dem Streifen wenigstens die nötige Brise Komik jenseits des dann doch nervenden Jim Carrey. Der Rest der Schauspieler wird schnell in Vergessenheit geraten, denn bei ihnen ist der blanke Durchschnitt angesagt.

Die Story ist einfach gestrickt und besteht im Wesentlichen nur aus der Reise der verwaisten Kinder von Vormund zu Vormund; Situationskomik wie die Schlangenszene mit Sunny sucht man sonst vergebens. Gegen Ende will man sich der Gesamtthematik des Films schnell und unkompliziert entziehen, indem man ihn unvollständig und mit Logikfehlern durchsiebt dem Zuschauer präsentiert. Brad Silberling kann in Sachen Soundtrack und Kulisse auf das Team von Tim Burton ("Big Fish", "Batman") zurückgreifen - zu seinem Glück muss an dieser Stelle gesagt werden, denn das hält die Wertung des Films auf einem erträglichem Maße. Der Soundtrack erfüllt den Kinosaal mit schönen atmosphärischen Klängen und die Schauplätze des Films wurden meist im Gothicstil visualisiert. Dunkle und emotionale Farbtöne, vornehmlich gelb und grün, wurden hier angewendet und auf schöne Bauwerke projiziert. Dies führt dann doch zu märchenhafter Atmosphäre - jedoch nur im handwerklichen Bereich. Mit Spezialeffekten hält man sich so gut es geht zurück - vielleicht auch ein kleiner Pluspunkt von "Lemony Snicket".

Am Ende bleibt ein Film übrig, der einmal mehr auf Jim Carrey zugeschnitten ist. Die Hauptakteure wurden hingegen unzureichend ausgearbeitet, was für die Zielgruppe von "Lemony Snicket" sicherlich nicht von Vorteil ist. So verfällt der Film leider in Mittelmäßigkeit und man könnte schnell fragen, mit welchem Recht es dieser auf vier Oscarnominierungen gebracht hat - geheimnisvolles Hollywood...

Fazit: Abenteuerliche Durchschnittkost, die im Kern versagt und nur handwerklich überzeugen kann. Selbst Jim Carry läuft hier nur auf Sparflamme.



Note: 4



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