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Silent Hill



Land: Kanada / Frankreich
Laufzeit: 126 Minuten
FSK: 16
Starttermin: 11. Mai 2006

Genre: Horror

Regie: Christophe Gans
Drehbuch: Roger Avary
Darsteller: Radha Mitchell, Sean Bean, Laurie Holden, Deborah Unger, Kim Coates, Tanya Allen, Alice Krige, Jodelle Ferland
Kamera: Dan Laustsen
Schnitt: Sebastien Prangere
Musik: Jeff Danna








Die junge Mutter Rose kann nicht akzeptieren, dass ihre Tochter an einer tödlichen Krankheit leidet. Gegen den Willen ihres Mannes flüchtet sie mit der kleinen Sharon, um sie von einem Wunderheiler behandeln zu lassen. Auf dem Weg passieren Mutter und Tochter ein Portal, das sie in eine andere Realität, das unheimliche, verlassene Städtchen Silent Hill führt. Plötzlich verschwindet Sharon - Rose folgt dem vermeintlichen Schatten ihrer Tochter kreuz und quer durch die verwahrloste Stadt. Spätestens jetzt wird klar: Dieser Ort ist wie kein anderer, an dem sie jemals war. Er ist bevölkert von unzähligen grausamen Kreaturen und einem dunklen Schattenwesen, das über alles herfällt und es allein durch seine Berührung sprichwörtlich transformiert. Die wenigen menschlichen Überlebenden in der Stadt sind gefangen; ihr Kampf gegen das Böse steht auf verlorenem Posten. Zusammen mit Cybil - einer Polizistin - macht sich Rose auf die Suche nach ihrer Tochter. Während sie mehr über die Geschichte von Silent Hill erfährt, muss Rose feststellen, dass Sharon nur eine kleine Figur in einem übergeordneten Spiel ist.

Lange hat es gedauert, doch nun ist es endlich soweit: "Silent Hill" ist in unseren Kinos zu sehen. Das Spiel (mittlerweile sind drei Fortsetzungen entstanden), das 1999 seine Uraufführung auf der PlayStation hatte, wurde verfilmt. Diese Verfilmung war schon seit geraumer Zeit in Planung und letztendlich begannen die Dreharbeiten zu "Silent Hill" letztes Jahr. Auf dem Regiestuhl durfte der viel versprechende Christophe Gans Platz nehmen. Schon in "Pakt der Wölfe" sah man seine Qualitäten - seine besondere Stärke: aufwendige und pompöse Schauplätze mit einer ansprechenden Story zu versehen. Gerade diese Eigenschaften hat Konami (der Entwickler von "Silent Hill") für seine Videospielverfilmung gesucht und ist tatsächlich fündig geworden.

Die visuelle Kraft von "Silent Hill" ist einzigartig. Man hat es tatsächlich geschafft, die Bilder so originalgetreu wie nur möglich auf die große Leinwand zu transferieren. Die Detailtreue des Spiels wurde konsequent durchgesetzt; von Straßennamen über verschiedene Geschäfte innerhalb der Kleinstadt, bis hin zu der "bösen" Parallelwelt. Gerade für Fans werden sich immer wieder kleine und große Aha-Effekte einstellen. Markant ist fast im ganzen Film der dichte Nebel, der den Schauplätzen die richtige Atmosphäre verleiht. Der Übergang in die einzelnen Parallelwelten - drei davon gibt es, plus einer in der Vergangenheit - ist ebenfalls gelungen. Geht es zur "dunklen" Seite, werden aus normalen Wänden, mit Hilfe digitaler Tricktechnik, blutverschmierte Gitter und andere surreale Örtlichkeiten. Eindringlich ist auch hier ein bedrohlicher Sirenenlaut, ebenfalls ein Aspekt aus dem Videospieloriginal.

Gans scheute auch nicht vor ungewöhnlichen Kamerapositionen und visuellen Spielereien. Auch der Stab des Spiels wurde bis auf die Hauptprotagonistin Rose (Radha Mitchell) beibehalten, an ihrer Stelle müsste eigentlich ein werter Herr namens Harry Mason stehen. Als besonders skurril stellt sich hier Alexia Gillespie heraus, die zusammen mit der kleinen Sharon (Jodelle Ferland) noch die schauspielerisch beste Figur macht. Die Hauptakteure Rose und Cybil (Laurie Holden) kommen leider erst am Ende des Films in die Nähe ihrer Möglichkeiten. Der Grund hierfür ist wohl das Drehbuch: es lässt kaum Entwicklung der Charaktere zu. Dies ist besonders in der ersten Stunde von "Silent Hill" der Fall. Radha Mitchells Aufgabe besteht im Wesentlichen darin, stupide nach ihrer Tochter zu rufen und ihre eigenwilligen Gedanken noch eigenwilligeren Bewohnern von Silent Hill mitzuteilen. Das wirkt immens unglaubhaft und nimmt dem Film die Fahrt. Wer dachte, schauspielerisch kommt es nicht noch schlimmer, der täuscht: Sean Bean in der Rolle des Mannes von Rose ist völlig fehlbesetzt; er überzeugt keine Sekunde in seiner Rolle.

Eine Eigenart von "Silent Hill" sind die Kreaturen, die dort herrschen. Ein solches Design gab es wohl noch nie im Kino, jedoch hat der Trailer schon viel verraten: von grotesken Krankenschwestern bis hin zum bekannten Pyramidenkopf gibt es allerlei zu entdecken. Positiv hebt sich hervor, dass sie recht selten Auftritte haben und so nicht "langweilig" werden. Bemerkenswert ist auch der Umstand, dass "Silent Hill" größtenteils ohne Schockeffekte auskommt, im Mittelpunkt stehen die Atmosphäre, die Story und die Mystik. Soundtechnisch ist "Silent Hill" ebenfalls eine Offenbahrung. Akira Yamaoka bringt hier eine teils geheimnisvolle, teils treibende Musikkulisse zusammen. Ob sie für jeden gut klingt, sei jetzt mal dahingestellt. Auf jeden Fall unterscheidet sie sich von den sonstigen Soundtracks üblicher Genrevertreter.

Kommen wir zum Kernpunkt der Kritik: Kann "Silent Hill" das schaffen, was sich zumindest die Kenner der Materie vom Film erhoffen? Es kann - mit geringfügigen Abstrichen. Die Visualisierung ist Christophe Gans ohne Zweifel gelungen. Der psychische Druck, den das Spiel ausübt, hat leider gelitten - es ist wohl (genau wie bei den meisten Buchverfilmungen) fast unmöglich, so etwas eins zu eins auf Zelluloid zu bannen. Trotzdem, "Silent Hill" bleibt spannend. Was der "normale" Kinogänger nicht bemerkt: "Silent Hill" verlangt Vorbereitung! Gans verfilmte konsequent. Eine Seltenheit bei Videospieladaptionen. Wo Filme wie "Resident Evil", "Doom" oder "Alone in the Dark" der breiten Masse angepasst wurden, bleibt "Silent Hill" seinen Wurzeln treu. Fans wird es freuen, die Anderen könnten ihre Probleme bekommen. Der Grund hierfür ist das Finale des Films, das doch recht komplex ist. Zeit für eine kleine (verspoilerte) Hilfestellung:

Spoiler: Wer das Ende (und damit den gesamten Film) verstehen will, muss aufmerksam bleiben. Der Handlungsstrang "Mutter sucht Tochter" ist nur scheinbar wichtig. Das Hauptaugenmerk stellt der lange Monolog von der "bösen" "Dark Alessa" dar. Hier wird erklärt, dass nicht sie das Böse ist, sondern die verbliebenen Bewohner des Städtchens Silent Hill. Sie wurde wegen ihrer eigenartigen Geburt (sie hatte wahrscheinlich keinen Vater) geläutert - von den Bewohnern. Diese verfolgten einen strengen Glaubensritus, der alles, was nicht göttlich normal verläuft, als böse abstempelt. Die Mutter von Alessa, Alexia Gillespie, blieb bis zuletzt bei ihr. Alessa überstand die Läuterung auf übernatürliche Weise und in ihr entstand der ultimative Hass auf ganz Silent Hill. Dieser Hass ließ die Stadt und ihre Bewohner verkommen, Schuld und Sünde regieren jetzt. Ferner ließ Alexia durch ihre Kraft Sharon entstehen. Von den Bewohnern wurde sie als Zwilling in ein Waisenhaus gesteckt. Die Läuterung von Alessa lag 30 Jahre zurück, sie selbst hat sich seitdem nicht mehr verändert. Und Sharon (die den Hass weiterhin in sich trägt) entstand vor 9 Jahren und war wohl einige Jahre später von Überlebenden aus Silent Hill ins Waisenhaus außerhalb von Silent Hill gebracht wurden. Um Sharon zurückzubekommen, griff Alexia zu einem Trick: Sie ließ sie von Rose adoptieren. Ihr sagte man, sie soll Silent Hill aufsuchen (Sharons "Krankheit"), so kommen die beiden jungen Kinder wieder zusammen. Bei diesem Zusammentreffen hilft Rose indirekt Alessa, die letzten Bewohner auszulöschen, in ihrer eigenen Kirche!

Es kommt zum Ausgleich: Das scheinbar Böse wird gut und das scheinbar Gute wird böse. Die vier Handlungsebenen stellen die Zusammenhänge der Story dar. Handlungsebene eins ist die Realität: Man sucht nach Rose und Sharon. Handlungsebene zwei: das Silent Hill, kurz nach der Läuterung von Alessa (erste Vergangenheit). Handlungsebene drei: das Silent Hill der Schuld und Sünde (die "Vorhölle"). Zum Schluss dann noch Handlungsebene vier: die Vergangenheit, noch vor der Läuterung von Alessa. Alessa hat, abgesehen von der realistischen Handlungsebene, die Macht über die drei anderen Handlungsebenen und kann somit Sharon zu sich bringen. Man merkt, dass Rose eigentlich im gesamten Film (Modus Realitätsebene aus) nicht umkommen kann und darf. Und trotz diesem komplexen Schlusspart, es bleiben offene Fragen: 1. Wer war Alessas Vater? 2. Was ist mit Rose in Silent Hill geschehen? Wahrscheinlich kam sie am Ortseingang bei ihrem Autounfall ums Leben (die Schlusssequenz des Filmes zeigt deutlich, dass Rose und Sharon (?) nicht in der Realitätsebene waren. 3. Der genaue Grund, warum die Polizei den Ort abriegelt. Wohl um die Vorkommnisse in den 70er-Jahren zu vertuschen. Spoiler Ende.

Dies war ein kleiner Lösungsansatz, der im Grunde verdeutlicht, wie komplex "Silent Hill" ist. Viele werden den Kopf schütteln und den Kinosaal vorzeitig verlassen, andere erfreuen sich am anschließenden Philosophieren. Im Großen und Ganzen ist "Silent Hill" ein ernstzunehmender Film geworden und die bisher beste Videospieladaption. Leider gibt es Defizite im schauspielerischen Bereich und auch der sinnlos eingepflanzte Pyramidenkopf ist völlig fehl am Platz, weil er im Original etwas ausdrücken sollte - im Film hat er so gut wie keine Bedeutung.

Fazit: Visuell ansprechendes und am Ende tiefgründiges, komplexes Werk. Der Ideenpool wird leider nicht voll ausgeschöpft, sondern mit teils schlechten Schauspielern besetzt. Und trotzdem: die bisher beste Adaption eines Videospiels.



Note: 2-



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