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DAS ist Lost!



Die Werbekampagne, die ProSieben für die Abenteuer-Mystery-Serie "Lost" ins Rollen geracht hat, war gewaltig. Seit einem Monat wurde man in nahezu jeder Werbeunterbrechung auf den Serienhit aus den USA hingewiesen. Zunächst nur ein einfaches "Lost", anschließend war auch mal eine weinende Frau zu sehen, bis dann vor etwa zwei Wochen endlich die ersten aussagekräftigen Teaser zu bewundern waren. Doch damit nicht genug. Nach den gewöhnlichen Werbeunterbrechungen ging es eine Minute im Programm weiter, bevor nochmals unterbrochen wurde, um abermals auf die Serie hinzuweisen. "Galileo" informiert nun jeden Montag darüber, ob ein einfacher Stadtmensch auf einer einsamen Insel überleben könnte. Selbstverständlich produzierte ProSieben noch ein kleines Special zum Serienstart und sogar "TV Total" warb dafür (Wo sind die blauen Zettel - Sie sind…Lost!). Einigen potentiellen Zuschauern wird das sicherlich schon zu viel des Guten gewesen sein. Doch hat sich denn der ganze Aufwand nun eigentlich gelohnt? Lässt sich nach dem Pilotfilm natürlich noch nicht beantworten, doch die Tendenz sagt: Ja! Sowohl für den Zuschauer, als auch für ProSieben, das mit den Quoten gestern Abend eigentlich recht zufrieden sein dürfte.

Nun aber zur Serie an sich: Diese hätte besser kaum starten können. Wenn man nicht schon wüsste, worum es geht, wäre man sicherlich genau so verwirrt wie der Arzt Jack, der zwischen Bäumen aufwacht und keine rechte Ahnung hat, wo er sich befindet. Er steht auf, geht Richtung Strand - und sieht Unglaubliches. Während er sich zwischen den Wrackteilen und den verletzten Überlebenden bewegt, lässt ihn die Kamera nicht aus dem Auge. Das integriert ihn zum einen sofort als Hauptcharakter, sorgt aber zum anderen auch dafür, dass sich der Zuschauer nur allmählich der Ausmaße des Absturzes bewusst wird. Doch viel Zeit zum Staunen bleibt ihm nicht, Verletzte brauchen seine Hilfe, unter anderem eine Hochschwangere (die wohl überall dabei sein muss, wenn es um Flugzeugabstürze, Brände oder Geißelnahmen geht) und ein bewusstloser Mann, dem ein kleines Teil des Flugzeuges im Körper steckt. Ein wirklich guter Schockmoment am Strand verpufft dank der ProSieben-Vorschau leider gänzlich.

Zum Ausruhen bleibt anschließend nun wirklich keine Zeit. Irgendetwas lauert auf der Insel. Gewaltig genug, um ganze Bäume umzuknicken und unheimliche Geräusche zu verursachen - und einen Menschen umzubringen. Doch nicht nur das geheimnisvolle Etwas gibt dem Zuschauer Rätsel auf: Zwei Asiaten, deren Benehmen durchaus als eigenartig bezeichnet werden darf, ein Junkie, anscheinend auch ein Häftling, der auf diesem Flug überführt werden sollte und - ein Eisbär.

Welchen Eindruck hinterlässt der Pilotfilm? Man hat das Gefühl, etwas gesehen zu haben, dass sich zu etwas Großem entwickeln könnte. 48 Personen haben überlebt, die Mischung der Charaktere, die etwas häufiger in Erscheinung treten, ist sehr gut gelungen. Zwei bis drei Hauptcharaktere zeichnen sich aus, von denen allerdings mindestens zwei alles andere als eine weiße Weste haben. Die Optik der Serie stimmt, man sieht ihr das hohe Budget an. Die Schauspieler hinterlassen bis auf wenige Ausnahmen einen sehr guten Eindruck.

Eines ist klar: Die Qualität der gesamten Serie steigt und fällt letztendlich mit der Qualität der Auflösung, die wohl sehr wahrscheinlich erst in der letzten Episode erfolgen wird. Wichtig wird bis dahin vor allem sein, die Spannung aufrecht zu erhalten, dem Zuschauer immer wieder neue Rätsel aufzugeben, aber auch Hinweise zu geben, in welche Richtung die Auflösung (nicht) tendieren wird. Eine nicht weniger bedeutende Rolle wird die Entwicklung der einzelnen Charaktere spielen. Geht es so weiter wie im Pilotfilm, wird man sich da sicherlich keine Sorgen machen müssen. Die Frage nach der Quelle der unheimlichen Geräusche darf nicht die Einzige bleiben, die längerfristig interessiert. Auch andere Folgenübergreifende Elemente müssen eingebunden werden. Im Pilotfilm wurden viele überraschende Wendungen gleich bekannt gegeben, was entweder nicht sonderlich clever war oder darauf hinweist, dass diese im Vergleich zu den noch Kommenden nur ein laues Lüftchen waren. Ist das der Fall, dann dürfen wir uns wirklich freuen. Die Tatsache, dass "Lost"-Schöpfer J. J. Abrams auch schon die komplexe und überraschungsreiche Agenten-Serie "Alias" entwarf, lässt darauf hoffen, dass auch dieses Projekt immer und immer wieder zu begeistern weiß.

Wer sich ein wenig für das Mystery- beziehungsweise Abenteuergenre interessiert, sollte auf jeden Fall mal einen Blick riskieren. Wer den Pilotfilm verpasst hat, erhält Sonntagabend (22.15 Uhr) eine zweite Chance. Ich persönlich kann es kaum abwarten, zu erfahren, welches dunkle Geheimnis diese Insel birgt. "Wo sind wir?" fragt einer der Gestrandeten am Ende der ersten Folge. In wenigen Monaten und 20 Episoden später werden wir es voraussichtlich wissen.



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